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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64163 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1088<br />

69 Es versteht sich, daß ich überall ausschließlich<br />

von dem so seltenen, großen, ächten Dichter rede <strong>und</strong><br />

Niemanden weniger meine, <strong>als</strong> jenes schaale Volk der<br />

mediokren Poeten, Reimschmiede <strong>und</strong> Mährchenersinner,<br />

welches besonders heut zu Tage in Deutschland<br />

so sehr wuchert, dem man aber von allen Seiten<br />

unaufhörlich in die Ohren rufen sollte:<br />

Mediocribus esse poëtis<br />

Non homines, non Dî, non concessere columnae.<br />

Es ist selbst ernster Berücksichtigung werth, welche<br />

Menge eigener <strong>und</strong> fremder Zeit <strong>und</strong> Papiers von diesem<br />

Schwärm der mediokren Poeten verdorben wird<br />

<strong>und</strong> wie schädlich ihr Einfluß ist, indem das Publikum<br />

theils immer nach dem Neuen greift, theils auch<br />

sogar zum Verkehrten <strong>und</strong> Platten, <strong>als</strong> welches ihm<br />

homogener ist, von Natur mehr Neigung hat; daher<br />

jene Werke der Mediokren es von den ächten Meisterwerken<br />

<strong>und</strong> seiner Bildung durch dieselben abziehn<br />

<strong>und</strong> zurückhalten, folglich dem günstigen Einfluß der<br />

Genien gerade entgegenarbeitend, den Geschmack<br />

immer mehr verderben <strong>und</strong> so die Fortschritte des<br />

Zeitalters hemmen. Daher sollten Kritik <strong>und</strong> Satire,<br />

ohne alle Nachsicht <strong>und</strong> Mitleid, die mediokren Poeten<br />

geißeln, bis sie, zu ihrem eigenen Besten, dahin<br />

gebracht würden, ihre Muße lieber anzuwenden Gutes<br />

zu lesen, <strong>als</strong> Schlechtes zu schreiben. – Denn wenn<br />

selbst den sanften Musengott die Stümperei der Unbe-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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