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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63279 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 204<br />

wie es vor seinem vernünftigen Besinnen steht, ist die<br />

stille Abspiegelung des ersten <strong>und</strong> der <strong>Welt</strong> worin er<br />

lebt, ist jener eben erwähnte verkleinerte Gr<strong>und</strong>riß.<br />

Hier im Gebiet der ruhigen Ueberlegung erscheint<br />

ihm kalt, farblos <strong>und</strong> für den Augenblick fremd, was<br />

ihn dort ganz besitzt <strong>und</strong> heftig bewegt: hier ist er<br />

bloßer Zuschauer <strong>und</strong> Beobachter. In diesem Zurückziehn<br />

in die Reflexion gleicht er einem Schauspieler,<br />

der seine Scene gespielt hat <strong>und</strong> bis er wieder auftreten<br />

muß, unter den Zuschauern seinen Platz nimmt,<br />

von wo aus er was immer auch vorgehn möge, <strong>und</strong><br />

wäre es die Vorbereitung zu seinem Tode (im Stück),<br />

gelassen ansieht, darauf aber wieder hingeht <strong>und</strong> thut<br />

<strong>und</strong> leidet wie er muß. Aus diesem doppelten Leben<br />

geht jene von der thierischen Gedankenlosigkeit sich<br />

so sehr unterscheidende menschliche Gelassenheit<br />

hervor, mit welcher Einer, nach vorhergegangener<br />

Ueberlegung, gefaßtem Entschluß oder erkannter<br />

Nothwendigkeit, das für ihn Wichtigste, oft Schrecklichste<br />

kaltblütig über sich ergehn läßt, oder vollzieht:<br />

Selbstmord, Hinrichtung, Zweikampf, lebensgefährliche<br />

Wagstücke jeder Art <strong>und</strong> überhaupt Dinge, gegen<br />

welche seine ganze thierische Natur sich empört. Da<br />

sieht man dann, in welchem Maaße die Vernunft der<br />

thierischen Natur Herr wird, <strong>und</strong> ruft dem Starken zu:<br />

sidêreion ny toi êtor! (ferreum certe tibi cor!) Il. 24,<br />

521. Hier, kann man wirklich sagen, äußert sich die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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