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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64369 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1294<br />

<strong>und</strong> der Realität, durch Verschieben des Einen dieser<br />

Beiden, eine Diskrepanz zu Wege zu bringen; während<br />

sein Gegentheil der Ernst in der wenigstens angestrebten<br />

genauen Angemessenheit Beider zu einander<br />

besteht. Versteht nun aber der Scherz sich hinter<br />

den Ernst; so entsteht die Ironie: z.B. wenn wir auf<br />

die Meinungen des Andern, welche das Gegentheil<br />

der unserigen sind, mit scheinbarem Ernst eingehn<br />

<strong>und</strong> sie mit ihm zu theilen simuliren; bis endlich das<br />

Resultat ihn an uns <strong>und</strong> ihnen irre macht. So verhielt<br />

sich Sokrates dem Hippias, Protagoras, Gorgias <strong>und</strong><br />

andern Sophisten, überhaupt oft seinem Collocutor<br />

gegenüber. – Das Umgekehrte der Ironie wäre demnach<br />

der hinter den Scherz versteckte Ernst, <strong>und</strong> dies<br />

ist der Humor. Man könnte ihn den doppelten Kontrapunkt<br />

der Ironie nennen, – Erklärungen wie »der<br />

Humor ist die Wechseldurchdringung des Endlichen<br />

<strong>und</strong> Unendlichen« drücken nichts weiter aus, <strong>als</strong> die<br />

gänzliche Unfähigkeit zum Denken Derer, die an solchen<br />

hohlen Floskeln ihr Genügen haben. – <strong>Die</strong> Ironie<br />

ist objektiv, nämlich auf den Andern berechnet; der<br />

Humor aber subjektiv, nämlich zunächst nur für das<br />

eigene Selbst da. Demgemäß finden die Meisterstücke<br />

der Ironie sich bei den Alten, die des Humors bei den<br />

Neueren. Denn näher betrachtet, beruht der Humor<br />

auf einer subjektiven, aber ernsten <strong>und</strong> erhabenen<br />

Stimmung, welche unwillkürlich in Konflikt geräth<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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