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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64246 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1171<br />

Zeit, ist ein nur mittelst dieser verständlicher Begriff:<br />

<strong>als</strong>o ist auch das Zählen nur mittelst der Zeit möglich.<br />

– <strong>Die</strong>ses Beruhen alles Zählens auf der Zeit verräth<br />

sich auch dadurch, daß in allen Sprachen die<br />

Multiplikation durch »Mal« bezeichnet wird, <strong>als</strong>o<br />

durch einen Zeitbegriff: sexies, hexakis, six fois, six<br />

times. Nun aber ist das einfache Zählen schon ein<br />

Multipliciren mit Eins, weshalb auch in Pestalozzi's<br />

Lehranstalt die Kinder stets so multipliciren mußten:<br />

»2 Mal 2 ist 4 Mal Eins.« – Auch Aristoteles hat<br />

schon die enge Verwandtschaft der Zahl mit der Zeit<br />

erkannt <strong>und</strong> dargelegt, im vierzehnten Kapitel des<br />

vierten Buches der Physik. <strong>Die</strong> Zeit ist ihm »die Zahl<br />

der Bewegung« (ho chronos arithmos esti kinêseôs).<br />

Tiefsinnig wirft er die Frage auf, ob die Zeit seyn<br />

könnte, wenn die Seele nicht wäre, <strong>und</strong> verneint sie. –<br />

Wenn die Arithmetik nicht diese reine Anschauung<br />

der Zeit zur Gr<strong>und</strong>lage hätte, so wäre sie keine Wissenschaft<br />

a priori, mithin ihre Sätze nicht von unfehlbarer<br />

Gewißheit.<br />

Obwohl die Zeit, wie der Raum, die Erkenntnißform<br />

des Subjekts ist; so stellt sie sich gleichwohl,<br />

eben wie auch der Raum, <strong>als</strong> von demselben unabhängig<br />

<strong>und</strong> völlig objektiv vorhanden dar. Wider unsern<br />

<strong>Wille</strong>n, oder ohne unser Wissen, eilt oder zögert sie:<br />

man fragt nach der Uhr, man forscht nach der Zeit, <strong>als</strong><br />

nach einem ganz Objektiven. Und was ist dieses Ob-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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