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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64046 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 971<br />

»Ontologia«, § 178. Wie nun oben, unter dem Titel<br />

der Amphibolie, bloße Leibnitzische Philosopheme<br />

für natürliche <strong>und</strong> nothwendige Irrwege der Vernunft<br />

genommen <strong>und</strong> <strong>als</strong> solche kritisirt wurden; gerade so<br />

geschieht das Selbe hier mit den Philosophemen<br />

Wolfs. Kant trägt dies Vernunftprincip noch durch<br />

Undeutlichkeit, Unbestimmtheit <strong>und</strong> Zerstückelung in<br />

ein Dämmerlicht gebracht vor (S. 307; v, 364, <strong>und</strong><br />

322; v, 379): es ist aber, deutlich ausgesprochen, folgendes:<br />

»Wenn das Bedingte gegeben ist, so muß<br />

auch die Totalität seiner Bedingungen, mithin auch<br />

das Unbedingte, dadurch jene Totalität allein vollzählig<br />

wird, gegeben seyn.« Der scheinbaren Wahrheit<br />

dieses Satzes wird man am lebhaftesten inne werden,<br />

wenn man sich die Bedingungen <strong>und</strong> die Bedingten<br />

vorstellt <strong>als</strong> die Glieder einer herabhängenden Kette,<br />

deren oberes Ende jedoch nicht sichtbar ist, daher sie<br />

ins Unendliche fortgehn könnte: da aber die Kette<br />

nicht fällt, sondern hängt, so muß oben ein Glied das<br />

erste <strong>und</strong> irgendwie befestigt seyn. Oder kürzer: die<br />

Vernunft möchte für die ins Unendliche zurückweisende<br />

Kausalkette einen Anknüpfungspunkt haben;<br />

das wäre ihr bequem. Aber wir wollen den Satz nicht<br />

an Bildern, sondern an sich selbst prüfen. Synthetisch<br />

ist derselbe allerdings: denn analytisch folgt aus dem<br />

Begriff des Bedingten nichts weiter, <strong>als</strong> der der Bedingung.<br />

Aber Wahrheit a priori hat er nicht, auch<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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