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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64302 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1227<br />

denkendes, wollendes, immaterielles, einfaches, keinen<br />

Raum füllendes, unzerstörbares Wesen«; so ist<br />

dabei doch nichts Deutliches gedacht; weil die Elemente<br />

dieser Begriffe sich nicht durch Anschauungen<br />

belegen lassen: denn ein denkendes Wesen ohne Gehirn<br />

ist wie ein verdauendes Wesen ohne Magen.<br />

Klar sind eigentlich nur Anschauungen, nicht Begriffe:<br />

diese können höchstens deutlich seyn. Darum auch<br />

hat man, so absurd es war, »klar <strong>und</strong> verworren« zu<br />

einander gestellt <strong>und</strong> <strong>als</strong> synonym gebraucht, <strong>als</strong> man<br />

die anschauende Erkenntniß für eine nur verworrene<br />

abstrakte erklärte, weil nämlich diese letztere die allein<br />

deutliche wäre. <strong>Die</strong>s hat zuerst Duns Skotus gethan,<br />

aber auch noch Leibnitz hat im Gr<strong>und</strong>e diese<br />

Ansicht, <strong>als</strong> auf welcher seine Identitas indiscernibilium<br />

beruht: man sehe Kants Widerlegung derselben,<br />

S. 275 der ersten Ausgabe der »Kritik der reinen Vernunft«.<br />

<strong>Die</strong> oben berührte enge Verbindung des Begriffs<br />

mit dem Wort, <strong>als</strong>o der Sprache mit der Vernunft, beruht<br />

im letzten Gr<strong>und</strong>e auf Folgendem. Unser ganzes<br />

Bewußtseyn, mit seiner Innern <strong>und</strong> äußern Wahrnehmung,<br />

hat durchweg die Zeit zur Form. <strong>Die</strong> Begriffe<br />

hingegen, <strong>als</strong> durch Abstraktion entstandene, völlig<br />

allgemeine <strong>und</strong> von allen einzelnen Dingen verschiedene<br />

<strong>Vorstellung</strong>en, haben, in dieser Eigenschaft, ein<br />

zwar gewissermaaßen objektives Daseyn, welches je-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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