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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63237 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 162<br />

weises bedürfe; da vielmehr im Gegentheil jeder Beweis<br />

einer unbewiesenen Wahrheit bedarf, die zuletzt<br />

ihn, oder auch wieder seine Beweise, stützt: daher<br />

eine unmittelbar begründete Wahrheit der durch einen<br />

Beweis begründeten so vorzuziehn ist, wie Wasser<br />

aus der Quelle dem aus dem Aquädukt, Anschauung,<br />

theils reine a priori, wie sie die Mathematik, theils<br />

empirische a posteriori, wie sie alle andern Wissenschaften<br />

begründet, ist die Quelle aller Wahrheit <strong>und</strong><br />

die Gr<strong>und</strong>lage aller Wissenschaft. (Auszunehmen ist<br />

allein die auf nichtanschauliche, aber doch unmittelbare<br />

Kenntniß der Vernunft von ihren eigenen Gesetzen<br />

gegründete Logik.) Nicht die bewiesenen Urtheile,<br />

noch ihre Beweise; sondern jene aus der Anschauung<br />

unmittelbar geschöpften <strong>und</strong> auf sie, statt alles<br />

Beweises, gegründeten Urtheile sind in der Wissenschaft<br />

das, was die Sonne im <strong>Welt</strong>gebäude: denn von<br />

ihnen geht alles Licht aus, von welchem erleuchtet die<br />

andern wieder leuchten. Unmittelbar aus der Anschauung<br />

die Wahrheit solcher ersten Urtheile zu begründen,<br />

solche Gr<strong>und</strong>vesten der Wissenschaft aus der unübersehbaren<br />

Menge realer Dinge herauszuheben; das<br />

ist das Werk der Urtheilskraft, welche in dem Vermögen,<br />

das anschaulich Erkannte richtig <strong>und</strong> genau ins<br />

abstrakte Bewußtseyn zu übertragen, besteht, <strong>und</strong><br />

demnach die Vermittlerin zwischen Verstand <strong>und</strong><br />

Vernunft ist. Nur ausgezeichnete <strong>und</strong> das gewöhnli-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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