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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63889 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 814<br />

sicht der Selbstmörder einem Kranken, der eine<br />

schmerzhafte Operation, die ihn von Gr<strong>und</strong> aus heilen<br />

könnte, nachdem sie angefangen, nicht vollenden läßt,<br />

sondern lieber die Krankheit behält. Das Leiden naht<br />

sich <strong>und</strong> eröffnet <strong>als</strong> solches die Möglichkeit zur Verneinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns; aber er weist es von sich, indem<br />

er die Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns, den Leib zerstört,<br />

damit der <strong>Wille</strong> ungebrochen bleibe. – <strong>Die</strong>s ist der<br />

Gr<strong>und</strong>, warum beinahe alle Ethiken, sowohl philosophische,<br />

<strong>als</strong> religiöse, den Selbstmord verdammen;<br />

obgleich sie selbst hiezu keine andere, <strong>als</strong> seltsame<br />

sophistische Gründe angeben können. Sollte aber je<br />

ein Mensch aus rein moralischem Antriebe sich vom<br />

Selbstmord zurückgehalten haben, so war der Innerste<br />

Sinn dieser Selbstüberwindung (in was für Begriffe<br />

ihn seine Vernunft auch kleidete) dieser: »Ich will<br />

mich dem Leiden nicht entziehn, damit es den <strong>Wille</strong>n<br />

zum Leben, dessen Erscheinung so jammervoll ist,<br />

aufzuheben beitragen könne, indem es die mir schon<br />

jetzt aufgehende Erkenntniß vom eigentlichen Wesen<br />

der <strong>Welt</strong> dahin verstärke, daß sie zum endlichen<br />

Quietiv meines <strong>Wille</strong>ns werde <strong>und</strong> mich auf immer erlöse.«<br />

Bekanntlich kommen von Zeit zu Zeit immer wieder<br />

Fälle vor, wo der Selbstmord sich auf die Kinder<br />

erstreckt: der Vater tödtet die Kinder, die er sehr liebt,<br />

<strong>und</strong> dann sich selbst. Bedenken wir, daß Gewissen,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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