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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63491 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 416<br />

wird über jene Gränze mit hinüber genommen. So<br />

nahe liegt uns beständig ein Gebiet, auf welchem wir<br />

allem unserm Jammer gänzlich entronnen sind; aber<br />

wer hat die Kraft, sich lange darauf zu erhalten? Sobald<br />

irgend eine Beziehung eben jener <strong>als</strong>o rein angeschauten<br />

Objekte zu unserm <strong>Wille</strong>n, zu unserer Person,<br />

wieder ins Bewußtsein tritt, hat der Zauber ein<br />

Ende: wir fallen zurück in die Erkenntniß, welche der<br />

Satz vom Gr<strong>und</strong>e beherrscht, erkennen nun nicht<br />

mehr die Idee, sondern das einzelne Ding, das Glied<br />

einer Kette, zu der auch wir gehören, <strong>und</strong> wir sind<br />

allem unserm Jammer wieder hingegeben. – <strong>Die</strong> meisten<br />

Menschen stehn, weil ihnen Objektivität, d.i. Genialität,<br />

gänzlich abgeht, fast immer auf diesem<br />

Standpunkt. Daher sind sie nicht gern allein mit der<br />

Natur: sie brauchen Gesellschaft, wenigstens ein<br />

Buch. Denn ihr Erkennen bleibt dem <strong>Wille</strong>n dienstbar:<br />

sie suchen daher an den Gegenständen nur die etwanige<br />

Beziehung auf ihren <strong>Wille</strong>n, <strong>und</strong> bei Allem,<br />

was keine solche Beziehung hat, ertönt in ihrem Innern,<br />

gleichsam wie ein Gr<strong>und</strong>baß, ein beständiges,<br />

trostloses »Es hilft mir nichts«: dadurch erhält in der<br />

Einsamkeit auch die schönste Umgebung ein ödes,<br />

finsteres, fremdes, feindliches Ansehn für sie.<br />

Jene Säligkeit des willenlosen Anschauens ist es<br />

endlich auch, welche über die Vergangenheit <strong>und</strong> Entfernung<br />

einen so w<strong>und</strong>ersamen Zauber verbreitet <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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