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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63656 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 581<br />

keineswegs der Schmerz: denn theils liegt dieser offenbar<br />

diesseit des Todes; theils fliehn wir oft vor<br />

dem Schmerz zum Tode, eben so wohl <strong>als</strong> wir auch<br />

umgekehrt bisweilen den entsetzlichsten Schmerz<br />

übernehmen, um nur dem Tode, wiewohl er schnell<br />

<strong>und</strong> leicht wäre, noch eine Weile zu entgehn. Wir unterscheiden<br />

<strong>als</strong>o Schmerz <strong>und</strong> Tod <strong>als</strong> zwei ganz verschiedene<br />

Uebel: was wir im Tode fürchten, ist in der<br />

That der Untergang des Individuums, <strong>als</strong> welcher er<br />

sich unverhohlen k<strong>und</strong> giebt, <strong>und</strong> da das Individuum<br />

der <strong>Wille</strong> zum Leben selbst in einer einzelnen Objektivation<br />

ist, sträubt sich sein ganzes Wesen gegen den<br />

Tod. – Wo nun solchermaaßen das Gefühl uns hülflos<br />

Preis giebt, kann jedoch die Vernunft eintreten <strong>und</strong><br />

die widrigen Eindrücke desselben großentheils überwinden,<br />

indem sie uns auf einen hohem Standpunkt<br />

stellt, wo wir statt des Einzelnen nunmehr das Ganze<br />

im Auge haben. Darum könnte eine philosophische<br />

Erkenntniß des Wesens der <strong>Welt</strong>, die bis zu dem<br />

Punkt, auf welchem wir jetzt in unserer Betrachtung<br />

stehn, gekommen wäre, aber nicht weiter gienge,<br />

selbst schon auf diesem Standpunkte die Schrecken<br />

des Todes überwinden, in dem Maaß, <strong>als</strong> im gegebenen<br />

Individuum die Reflexion Macht hätte über das<br />

unmittelbare Gefühl. Ein Mensch, der die bisher vorgetragenen<br />

Wahrheiten seiner Sinnesart fest einverleibt<br />

hätte, nicht aber zugleich durch eigene Erfah-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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