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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64934 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1859<br />

lerer Höhe. Wenn nun aber die ganze den Blutumlauf<br />

betreffende <strong>und</strong> daher vom Vater kommende Bedingung<br />

fehlt; so wird die von der Mutter stammende<br />

günstige Beschaffenheit des Gehirns höchstens ein<br />

Talent, einen feinen Verstand, den das <strong>als</strong>dann eintretende<br />

Phlegma unterstützt, hervorbringen; aber ein<br />

phlegmatisches Genie ist unmöglich. Aus dieser vom<br />

Vater kommenden Bedingung des Genies erklären<br />

sich viele der oben geschilderten Temperamentsfehler<br />

desselben. Ist hingegen diese Bedingung ohne die erstere,<br />

<strong>als</strong>o bei gewöhnlich oder gar schlecht konstituirtem<br />

Gehirn vorhanden; so giebt sie Lebhaftigkeit<br />

ohne Geist, Hitze ohne Licht, liefert Tollköpfe, Menschen<br />

von unerträglicher Unruhe <strong>und</strong> Petulanz. Daß<br />

von zwei Brüdern nur der eine Genie hat, <strong>und</strong> dann<br />

meistens der ältere, wie es z.B. Kants Fall war, ist zunächst<br />

daraus erklärlich, daß nur bei seiner Zeugung<br />

der Vater im Alter der Kraft <strong>und</strong> Leidenschaftlichkeit<br />

war; wiewohl auch die andere, von der Mutter stammende<br />

Bedingung durch ungünstige Umstände verkümmert<br />

werden kann.<br />

Noch habe ich hier eine besondere Bemerkung hinzuzufügen<br />

über den kindlichen Charakter des Genies,<br />

d.h. über eine gewisse Aehnlichkeit, welche zwischen<br />

dem Genie <strong>und</strong> dem Kindesalter Statt findet. – In der<br />

Kindheit nämlich ist, wie beim Genie, das Cerebral<strong>und</strong><br />

Nervensystem entschieden überwiegend: denn<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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