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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63595 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 520<br />

immer <strong>als</strong> Affekt, Leidenschaft, bewegter Gemüthszustand.<br />

Neben diesem jedoch <strong>und</strong> zugleich damit wird<br />

durch den Anblick der umgebenden Natur der Singende<br />

sich seiner bewußt <strong>als</strong> Subjekts des reinen, willenlosen<br />

Erkennens, dessen unerschütterliche, sälige<br />

Ruhe nunmehr in Kontrast tritt mit dem Drange des<br />

immer beschränkten, immer noch dürftigen Wollens:<br />

die Empfindung dieses Kontrastes, dieses Wechselspieles<br />

ist eigentlich was sich im Ganzen des Liedes<br />

ausspricht <strong>und</strong> was überhaupt den lyrischen Zustand<br />

ausmacht. In diesem tritt gleichsam das reine Erkennen<br />

zu uns heran, um uns vom Wollen <strong>und</strong> seinem<br />

Drange zu erlösen: wir folgen; doch nur auf Augenblicke:<br />

immer von Neuem entreißt das Wollen, die<br />

Erinnerung an unsere persönliche Zwecke, uns der ruhigen<br />

Beschauung; aber auch immer wieder entlockt<br />

uns dem Wollen die nächste schöne Umgebung, in<br />

welcher sich die reine willenlose Erkenntniß uns darbietet.<br />

Darum geht im Liede <strong>und</strong> der lyrischen Stimmung<br />

das Wollen (das persönliche Interesse der<br />

Zwecke) <strong>und</strong> das reine Anschauen der sich darbietenden<br />

Umgebung w<strong>und</strong>ersam gemischt durch einander:<br />

es werden Beziehungen zwischen Beiden gesucht <strong>und</strong><br />

imaginirt; die subjektive Stimmung, die Affektion des<br />

<strong>Wille</strong>ns, theilt der angeschauten Umgebung <strong>und</strong> diese<br />

wiederum jener ihre Farbe im Reflex mit: von diesem<br />

ganzen so gemischten <strong>und</strong> getheilten Gemüthszustan-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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