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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65228 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2153<br />

ten Körper- <strong>und</strong> Gliederbau können sogar einen über<br />

die Gebühr gedrungenen <strong>und</strong> verkürzten schön finden.<br />

– Analog walten die Rücksichten auf das Temperament:<br />

Jeder wird das entgegengesetzte vorziehn; jedoch<br />

nur in dem Maaß <strong>als</strong> das seinige ein entschiedenes<br />

ist. – Wer selbst, in irgend einer Rücksicht, sehr<br />

vollkommen ist, sucht <strong>und</strong> liebt zwar nicht die Unvollkommenheit<br />

in eben dieser Rücksicht, söhnt sich<br />

aber leichter <strong>als</strong> Andere damit aus; weil er selbst die<br />

Kinder vor großer Unvollkommenheit in diesem Stükke<br />

sichert. Z.B. wer selbst sehr weiß ist, wird sich an<br />

einer gelblichen Gesichtsfarbe nicht stoßen: wer aber<br />

diese hat, wird die blendende Weiße göttlich schön<br />

finden. – Der seltene Fall, daß ein Mann sich in ein<br />

entschieden häßliches Weib verliebt, tritt ein, wann,<br />

bei der oben erörterten genauen Harmonie des Grades<br />

der Geschlechtlichkeit, ihre sämmtlichen Abnormitäten<br />

gerade die entgegengesetzten, <strong>als</strong>o das Korrektiv,<br />

der seinigen sind. <strong>Die</strong> Verliebtheit pflegt <strong>als</strong>dann<br />

einen hohen Grad zu erreichen.<br />

Der tiefe Ernst, mit welchem wir jeden Körpertheil<br />

des Weibes prüfend betrachten, <strong>und</strong> sie ihrerseits das<br />

Selbe thut, die kritische Skrupulosität, mit der wir ein<br />

Weib, das uns zu gefallen anfängt, mustern, der Eigensinn<br />

unserer Wahl, die gespannte Aufmerksamkeit,<br />

womit der Bräutigam die Braut beobachtet, seine<br />

Behutsamkeit, um in keinem Theile getäuscht zu wer-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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