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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63838 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 763<br />

macht, so giebt die bleibende Erkenntniß seines eigenen<br />

Wesens in allem Lebenden ihm doch eine gewisse<br />

Gleichmäßigkeit <strong>und</strong> selbst Heiterkeit der Stimmung.<br />

Denn der über unzählige Erscheinungen verbreitete<br />

Antheil kann nicht so beängstigen, wie der auf eine<br />

koncentrirte. <strong>Die</strong> Zufälle, welche die Gesammtheit der<br />

Individuen treffen, gleichen sich aus, während die<br />

dem Einzelnen begegnenden Glück <strong>und</strong> Unglück herbeiführen.<br />

Wenn nun <strong>als</strong>o Andere Moralprincipien aufstellten,<br />

die sie <strong>als</strong> Vorschriften zur Tugend <strong>und</strong> nothwendig<br />

zu befolgende Gesetze hingaben, ich aber, wie schon<br />

gesagt, dergleichen nicht kann, indem ich dem ewig<br />

freien <strong>Wille</strong>n kein Soll noch Gesetz vorzuhalten habe;<br />

so ist dagegen, im Zusammenhange meiner Betrachtung,<br />

das jenem Unternehmen gewissermaaßen Entsprechende<br />

<strong>und</strong> Analoge jene rein theoretische Wahrheit,<br />

<strong>als</strong> deren bloße Ausführung auch das Ganze meiner<br />

Darstellung angesehn werden kann, daß nämlich<br />

der <strong>Wille</strong> das Ansich jeder Erscheinung, selbst aber,<br />

<strong>als</strong> solches, von den Formen dieser <strong>und</strong> dadurch von<br />

der Vielheit frei ist: welche Wahrheit ich, in Bezug<br />

auf das Handeln, nicht würdiger auszudrücken weiß,<br />

<strong>als</strong> durch die schon erwähnte Formel des Veda: »Tat<br />

twam asi!« (»<strong>Die</strong>ses bist du!«) Wer sie mit klarer Erkenntniß<br />

<strong>und</strong> fester inniger Ueberzeugung über jedes<br />

Wesen, mit dem er in Berührung kommt, zu sich sel-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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