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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65098 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2023<br />

wie unserm Blick der schnell gedrehte Funke <strong>als</strong> bleibender<br />

Kreis, die schnell vibrirende Feder <strong>als</strong> beharrendes<br />

Dreieck, die schwingende Saite <strong>als</strong> Spindel erscheint,<br />

die Gattung <strong>als</strong> das Seiende <strong>und</strong> Bleibende<br />

erscheinen, Tod <strong>und</strong> Geburt <strong>als</strong> Vibrationen.<br />

Von der Unzerstörbarkeit unsers wahren Wesens<br />

durch den Tod werden wir so lange f<strong>als</strong>che Begriffe<br />

haben, <strong>als</strong> wir uns nicht entschließen, sie zuvörderst<br />

an den Thieren zu studiren, sondern eine aparte Art<br />

derselben, unter dem prahlerischen Namen der Unsterblichkeit,<br />

uns allein anmaaßen. <strong>Die</strong>se Anmaaßung<br />

aber <strong>und</strong> die Beschränktheit der Ansicht, aus der sie<br />

hervorgeht, ist es ganz allein, weswegen die meisten<br />

Menschen sich so hartnäckig dagegen sträuben, die<br />

am Tage liegende Wahrheit anzuerkennen, daß wir,<br />

dem Wesentlichen nach <strong>und</strong> in der Hauptsache, das<br />

Selbe sind wie die Thiere; ja, daß sie vor jeder Andeutung<br />

unserer Verwandtschaft mit diesen zurückbeben.<br />

<strong>Die</strong>se Verleugnung der Wahrheit aber ist es, welche<br />

mehr <strong>als</strong> alles Andere ihnen den Weg versperrt<br />

zur wirklichen Erkenntniß der Unzerstörbarkeit unsers<br />

Wesens. Denn wenn man etwas auf einem f<strong>als</strong>chen<br />

Wege sucht; so hat man eben deshalb den rechten<br />

verlassen <strong>und</strong> wird auf jenem am Ende nie etwas<br />

Anderes erreichen, <strong>als</strong> späte Enttäuschung. Also<br />

frisch weg, nicht nach vorgefaßten Grillen, sondern an<br />

der Hand der Natur, die Wahrheit verfolgt! Zuvör-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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