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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63584 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 509<br />

die bloß thierische Natur in einem einzigen wohlgefaßten<br />

Moment fast ihr ganzes Wesen offenbart; so ist<br />

dagegen der Mensch, soweit er sich nicht durch seine<br />

bloße Gestalt <strong>und</strong> Ausdruck der Miene, sondern durch<br />

eine Kette von Handlungen <strong>und</strong> sie begleitender Gedanken<br />

<strong>und</strong> Affekte ausspricht, der Hauptgegenstand<br />

der Poesie, der es hierin keine andere Kunst gleich<br />

thut, weil ihr dabei die Fortschreitung zu Statten<br />

kommt, welche den bildenden Künsten abgeht.<br />

Offenbarung derjenigen Idee, welche die höchste<br />

Stufe der Objektität des <strong>Wille</strong>ns ist, Darstellung des<br />

Menschen in der zusammenhängenden Reihe seiner<br />

Bestrebungen <strong>und</strong> Handlungen ist <strong>als</strong>o der große Vorwurf<br />

der Poesie. – Zwar lehrt auch Erfahrung, lehrt<br />

auch Geschichte den Menschen kennen; jedoch öfter<br />

die Menschen <strong>als</strong> den Menschen: d.h. sie geben mehr<br />

empirische Notizen vom Benehmen der Menschen<br />

gegen einander, woraus Regeln für das eigene Verhalten<br />

hervorgehn, <strong>als</strong> daß sie in das innere Wesen des<br />

Menschen tiefe Blicke thun ließen. Indessen bleibt<br />

auch dieses letztere keineswegs von ihnen ausgeschlossen:<br />

Jedoch, so oft es das Wesen der Menschheit<br />

selbst ist, das in der Geschichte, oder in der eigenen<br />

Erfahrung sich uns aufschließt: so haben wir<br />

diese, der Historiker jene schon mit künstlerischen<br />

Augen, schon poetisch, d.h. der Idee, nicht der Erscheinung,<br />

dem innern Wesen, nicht den Relationen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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