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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63440 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 365<br />

chen. Es stehe ein Thier vor uns, in voller Lebensthätigkeit.<br />

Plato wird sagen: »<strong>Die</strong>ses Thier hat keine<br />

wahrhafte Existenz, sondern nur eine scheinbare, ein<br />

beständiges Werden, ein relatives Daseyn, welches<br />

eben so wohl ein Nichtseyn, <strong>als</strong> ein Seyn heißen kann.<br />

Wahrhaft seiend ist allein die Idee, die sich in jenem<br />

Thier abbildet, oder das Thier an sich selbst (auto to<br />

thêrion), welches von nichts abhängig, sondern an<br />

<strong>und</strong> für sich ist (kath' heauto, aei hôsautôs), nicht geworden,<br />

nicht endend, sondern immer auf gleiche<br />

Weise (aei on, kai mêdepote oute gignomenon, oute<br />

apollymenon). Sofern wir nun in diesem Thiere seine<br />

Idee erkennen, ist es ganz einerlei <strong>und</strong> ohne Bedeutung,<br />

ob wir dies Thier jetzt vor uns haben, oder seinen<br />

vor tausend Jahren lebenden Vorfahr, ferner auch<br />

ob es hier oder in einem fernen Lande ist, ob es in<br />

dieser oder jener Weise, Stellung, Handlung sich darbietet,<br />

ob es endlich dieses, oder irgend ein anderes<br />

Individuum seiner Art ist: dieses Alles ist nichtig <strong>und</strong><br />

geht nur die Erscheinung an: die Idee des Thieres allein<br />

hat wahrhaftes Seyn <strong>und</strong> ist Gegenstand wirklicher<br />

Erkenntniß.« – So Plato. Kant würde etwan<br />

sagen: »<strong>Die</strong>ses Thier ist eine Erscheinung in Zeit,<br />

Raum <strong>und</strong> Kausalität, welche sämmtlich die in unserm<br />

Erkenntnißvermögen liegenden Bedingungen a<br />

priori der Möglichkeit der Erfahrung sind, nicht Bestimmungen<br />

des Dinges an sich. Daher ist dieses<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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