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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64705 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1630<br />

nismus nur die Sichtbarkeit des <strong>Wille</strong>ns, <strong>als</strong>o an sich<br />

dieser selbst ist, abgeleitet, daß jede Affektion des<br />

Organismus zugleich <strong>und</strong> unmittelbar den <strong>Wille</strong>n afficirt,<br />

d.h. angenehm oder schmerzlich empf<strong>und</strong>en<br />

wird. Jedoch tritt, durch die Steigerung der Sensibilität,<br />

bei höherer Entwickelung des Nervensystems, die<br />

Möglichkeit ein, daß in den edleren, d.h. den objektiven<br />

Sinnesorganen (Gesicht, Gehör) die ihnen angemessenen,<br />

höchst zarten Affektionen empf<strong>und</strong>en werden,<br />

ohne an sich selbst <strong>und</strong> unmittelbar den <strong>Wille</strong>n<br />

zu afficiren, d.h. ohne schmerzlich oder angenehm zu<br />

seyn, daß sie mithin <strong>als</strong> an sich gleichgültige, bloß<br />

wahrgenommene Empfindungen ins Bewußtsein treten.<br />

Im Gehirn erreicht nun aber diese Steigerung der<br />

Sensibilität einen so hohen Grad, daß auf empfangene<br />

Sinneseindrücke sogar eine Reaktion entsteht, welche<br />

nicht unmittelbar vom <strong>Wille</strong>n ausgeht, sondern zunächst<br />

eine Spontaneität der Verstandesfunktion ist,<br />

<strong>als</strong> welche von der unmittelbar wahrgenommenen Sinnesempfindung<br />

den Uebergang zu deren Ursache<br />

macht, wodurch, indem dabei das Gehirn zugleich die<br />

Form des Raumes hervorbringt, die Anschauung eines<br />

äußern Objektes entsteht. Man kann daher den Punkt,<br />

wo von der Empfindung auf der Retina, welche noch<br />

eine bloße Affektion des Leibes <strong>und</strong> insofern des <strong>Wille</strong>ns<br />

ist, der Verstand den Uebergang macht zur Ursache<br />

jener Empfindung, die er mittelst seiner Form des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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