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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64693 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1618<br />

uns, <strong>als</strong> außer uns näher kennen lernen würden <strong>und</strong><br />

ewig vor unerforschlichen Naturkräften stehn bleiben<br />

müßten. <strong>Die</strong> Beihülfe des Intellekts haben wir wegzudenken,<br />

wenn wir das Wesen des <strong>Wille</strong>ns an sich<br />

selbst erfassen <strong>und</strong> dadurch, so weit es möglich ist,<br />

ins Innere der Natur dringen wollen.<br />

<strong>Die</strong>serhalb ist, beiläufig gesagt, mein direkter Antipode<br />

unter den Philosophen Anaxagoras; da er zum<br />

Ersten <strong>und</strong> Ursprünglichen, wovon Alles ausgeht,<br />

einen nous, eine Intelligenz, ein Vorstellendes, beliebig<br />

annahm, <strong>und</strong> <strong>als</strong> der Erste gilt, der eine solche<br />

Ansicht aufgestellt hat. Derselben gemäß wäre die<br />

<strong>Welt</strong> früher in der bloßen <strong>Vorstellung</strong>, <strong>als</strong> an sich<br />

selbst vorhanden gewesen; während bei mir der erkenntnißlose<br />

<strong>Wille</strong> es ist, der die Realität der Dinge<br />

begründet, deren Entwickelung schon sehr weit gediehen<br />

seyn muß, ehe es endlich, im animalen Bewußtseyn,<br />

zur <strong>Vorstellung</strong> <strong>und</strong> Intelligenz kommt; so daß<br />

bei mir das Denken <strong>als</strong> das Allerletzte auftritt. Inzwischen<br />

hat, nach dem Zeugniß des Aristoteles (Metaph.,<br />

I, 4), Anaxagoras selbst mit seinem nous nicht<br />

viel anzufangen gewußt, sondern ihn nur aufgestellt<br />

<strong>und</strong> dann eben stehn lassen, wie einen gemalten Heiligen<br />

am Eingang, ohne zu seinen Entwickelungen der<br />

Natur sich desselben zu bedienen, es sei denn in<br />

Nothfällen, wann er sich ein Mal nicht anders zu helfen<br />

wußte. – Alle Physikotheologie ist eine Ausfüh-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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