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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64294 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1219<br />

Affekte, die wir so oft verhehlen, in ihm bloß <strong>und</strong><br />

baar zu Tage gelegt zu sehn. Ueberhaupt spielen die<br />

Thiere gleichsam stets mit offen hingelegten Karten:<br />

daher sehn wir mit so vielem Vergnügen ihrem Thun<br />

<strong>und</strong> Treiben unter einander zu, sowohl wenn sie der<br />

selben, wie wenn sie verschiedenen Species angehören.<br />

Ein gewisses Gepräge von Unschuld charakterisirt<br />

dasselbe, im Gegensatz des menschlichen Thuns,<br />

<strong>als</strong> welches, durch den Eintritt der Vernunft, <strong>und</strong> mit<br />

ihr der Besonnenheit, der Unschuld der Natur entrückt<br />

ist. Dafür aber hat es durchweg das Gepräge der Vorsätzlichkeit,<br />

deren Abwesenheit, <strong>und</strong> mithin das Bestimmtwerden<br />

durch den augenblicklichen Impuls,<br />

den Gr<strong>und</strong>charakter alles thierischen Thuns ausmacht.<br />

Eines eigentlichen Vorsatzes nämlich ist kein Thier<br />

fähig; ihn zu fassen <strong>und</strong> zu befolgen ist das Vorrecht<br />

des Menschen, <strong>und</strong> ein höchst folgenreiches. Zwar<br />

kann ein Instinkt, wie der der Zugvögel, oder der der<br />

Bienen, ferner auch ein bleibender, anhaltender<br />

Wunsch, eine Sehnsucht, wie die des H<strong>und</strong>es nach<br />

seinem abwesenden Herrn, den Schein des Vorsatzes<br />

hervorbringen, ist jedoch mit diesem nicht zu verwechseln.<br />

– Alles <strong>Die</strong>ses nun hat seinen letzten Gr<strong>und</strong><br />

in dem Verhältniß zwischen dem menschlichen <strong>und</strong><br />

dem thierischen Intellekt, welches sich auch so ausdrücken<br />

läßt: die Thiere haben bloß eine unmittelbare<br />

Erkenntniß, wir neben dieser auch eine mittelbare;<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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