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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64927 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1852<br />

des Wollens, die sich physisch <strong>als</strong> Energie des Herzschlages<br />

darstellt. Aus allem <strong>Die</strong>sen entspringt sehr<br />

leicht jene Ueberspanntheit der Stimmung, jene Heftigkeit<br />

der Affekte, jener schnelle Wechsel der Laune,<br />

unter vorherrschender Melancholie, die Goethe uns<br />

im Tasso vor Augen gebracht hat. Welche Vernünftigkeit,<br />

ruhige Fassung, abgeschlossene Uebersicht,<br />

völlige Sicherheit <strong>und</strong> Gleichmäßigkeit des Betragens<br />

zeigt doch der wohlausgestattete Normalmensch, im<br />

Vergleich mit der bald träumerischen Versunkenheit,<br />

bald leidenschaftlichen Aufregung des Genialen, dessen<br />

innere Quaal der Mutterschooß unsterblicher<br />

Werke ist. – Zu diesem Allen kommt noch, daß das<br />

Genie wesentlich einsam lebt. Es ist zu selten, <strong>als</strong> daß<br />

es leicht auf seines Gleichen treffen könnte, <strong>und</strong> zu<br />

verschieden von den Uebrigen, um ihr Geselle zu<br />

seyn. Bei ihnen ist das Wollen, bei ihm das Erkennen<br />

das Vorwaltende: daher sind ihre Freuden nicht seine,<br />

seine nicht ihre. Sie sind bloß moralische Wesen <strong>und</strong><br />

haben bloß persönliche Verhältnisse: er ist zugleich<br />

ein reiner Intellekt, der <strong>als</strong> solcher der ganzen<br />

Menschheit angehört. Der Gedankengang des von seinem<br />

mütterlichen Boden, dem <strong>Wille</strong>n, abgelösten <strong>und</strong><br />

nur periodisch zu ihm zurückkehrenden Intellekts<br />

wird sich von dem des normalen, auf seinem Stamme<br />

haftenden, bald durchweg unterscheiden. Daher, <strong>und</strong><br />

wegen der Ungleichheit des Schritts, ist Jener nicht<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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