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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64313 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1238<br />

stoteles (Metaph. VI, 11; XI, 1) die realen Dinge substantias<br />

primas, <strong>und</strong> die Begriffe substantias sec<strong>und</strong>as.<br />

– Bücher theilen nur sek<strong>und</strong>äre <strong>Vorstellung</strong>en<br />

mit. Bloße Begriffe von einer Sache, ohne Anschauung,<br />

geben eine bloß allgemeine Kenntniß derselben.<br />

Ein durchaus gründliches Verständniß von Dingen<br />

<strong>und</strong> deren Verhältnissen hat man nur, sofern man<br />

fähig ist, sie in lauter deutlichen Anschauungen, ohne<br />

Hülfe der Worte, sich vorstellig zu machen. Worte<br />

durch Worte erklären, Begriffe mit Begriffen vergleichen,<br />

worin das meiste Philosophiren besteht, ist im<br />

Gr<strong>und</strong>e ein spielendes Hin- <strong>und</strong> Herschieben der Begriffssphären;<br />

um zu sehn, welche in die andere geht<br />

<strong>und</strong> welche nicht. Im glücklichsten Fall wird man dadurch<br />

zu Schlüssen gelangen; aber auch Schlüsse<br />

geben keine durchaus neue Erkenntniß, sondern zeigen<br />

uns nur, was Alles in der schon vorhandenen lag<br />

<strong>und</strong> was davon etwan auf den jedesmaligen Fall anwendbar<br />

wäre. Hingegen anschauen, die Dinge selbst<br />

zu uns reden lassen, neue Verhältnisse derselben auffassen,<br />

dann aber dies Alles in Begriffe absetzen <strong>und</strong><br />

niederlegen, um es sicher zu besitzen: das giebt neue<br />

Erkenntnisse. Allein, während Begriffe mit Begriffen<br />

zu vergleichen so ziemlich jeder die Fähigkeit hat, ist<br />

Begriffe mit Anschauungen zu vergleichen eine Gabe<br />

der Auserwählten: sie bedingt, je nach dem Grade<br />

ihrer Vollkommenheit, Witz, Urtheilskraft, Scharf-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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