02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63860 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 785<br />

verdeutlichenden Spiegel der Dichtkunst zu zeigen,<br />

indem er uns in den »Bekenntnissen einer schönen<br />

Seele« das Leben der Fräulein Klettenberg idealisirt<br />

darstellte <strong>und</strong> später, in seiner eigenen Biographie,<br />

auch historische Nachricht davon gab; wie er uns<br />

denn auch das Leben des heiligen Philippo Neri sogar<br />

zwei Mal erzählt hat. – <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong>geschichte wird zwar<br />

immer <strong>und</strong> muß von den Menschen schweigen, deren<br />

Wandel die beste <strong>und</strong> allein ausreichende Erläuterung<br />

dieses wichtigen Punktes unserer Betrachtung ist.<br />

Denn der Stoff der <strong>Welt</strong>geschichte ist ein ganz anderer,<br />

ja entgegengesetzter, nämlich nicht das Verneinen<br />

<strong>und</strong> Aufgeben des <strong>Wille</strong>ns zum Leben, sondern eben<br />

sein Bejahen <strong>und</strong> Erscheinen in unzähligen Individuen,<br />

in welchem seine Entzweiung mit sich selbst, auf<br />

dem höchsten Gipfel seiner Objektivation, mit vollendeter<br />

Deutlichkeit hervortritt, <strong>und</strong> nun uns bald die<br />

Ueberlegenheit des Einzelnen durch seine Klugheit,<br />

bald die Gewalt der Menge durch ihre Masse, bald die<br />

Macht des sich zum Schicksal personificirenden Zufalls,<br />

immer die Vergeblichkeit <strong>und</strong> Nichtigkeit des<br />

ganzen Strebens vor Augen bringt. Uns aber, die wir<br />

hier nicht den Faden der Erscheinungen in der Zeit<br />

verfolgen, sondern <strong>als</strong> Philosophen die ethische Bedeutung<br />

der Handlungen zu erforschen suchen <strong>und</strong><br />

diese hier zum alleinigen Maaßstabe für das uns Bedeutsame<br />

<strong>und</strong> Wichtige nehmen, wird doch wohl<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!