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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65070 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1995<br />

löst alle diese Räthsel: doch davon ist jetzt noch nicht<br />

die Rede. Soviel aber geht aus dem Gesagten hervor,<br />

daß über die Zeit, da man nicht mehr seyn wird, zu<br />

trauern, eben so absurd ist, <strong>als</strong> es seyn würde über<br />

die, da man noch nicht gewesen: denn es ist gleichgültig,<br />

ob die Zeit, welche unser Daseyn nicht füllt,<br />

zu der, welche es füllt, sich <strong>als</strong> Zukunft oder Vergangenheit<br />

verhalte.<br />

Aber auch ganz abgesehn von diesen Zeitbetrachtungen,<br />

ist es an <strong>und</strong> für sich absurd, das Nichtseyn<br />

für ein Uebel zu halten; da jedes Uebel, wie jedes<br />

Gut, das Daseyn zur Voraussetzung hat, ja sogar das<br />

Bewußtseyn; dieses aber mit dem Leben aufhört, wie<br />

eben auch im Schlaf <strong>und</strong> in der Ohnmacht; daher uns<br />

die Abwesenheit desselben, <strong>als</strong> gar kein Uebel enthaltend,<br />

wohl bekannt <strong>und</strong> vertraut, ihr Eintritt aber jedenfalls<br />

Sache eines Augenblicks ist. Von diesem Gesichtspunkt<br />

aus betrachtete Epikur den Tod <strong>und</strong> sagte<br />

daher ganz richtig ho thanatos mêden pros hêmas<br />

(der Tod geht uns nichts an); mit der Erläuterung, daß<br />

wann wir sind, der Tod nicht ist, <strong>und</strong> wann der Tod<br />

ist, wir nicht sind (Diog. Laert., X, 27). Verloren zu<br />

haben was nicht vermißt werden kann, ist offenbar<br />

kein Uebel: <strong>als</strong>o darf das Nichtseynwerden uns so<br />

wenig anfechten, wie das Nichtgewesenseyn. Vom<br />

Standpunkt der Erkenntniß aus erscheint demnach<br />

durchaus kein Gr<strong>und</strong> den Tod zu fürchten: im Erken-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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