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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64056 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 981<br />

ganze, unter dem Einfluß des Christenthums stehende<br />

Philosophie, von den Scholastikern an, bis auf Christian<br />

Wolf herab, gedreht hat. So zugänglich <strong>und</strong> geläufig<br />

jene Begriffe durch alle jene Philosophen auch<br />

jetzt der bloßen Vernunft geworden sind; so ist dadurch<br />

doch keineswegs ausgemacht, daß sie, auch<br />

ohne Offenbarung, aus der Entwickelung jeder Vernunft<br />

hervorgehn müßten, <strong>als</strong> ein dem Wesen dieser<br />

selbst eigenthümliches Erzeugniß. Um <strong>Die</strong>ses auszumachen,<br />

wäre die historische Untersuchung zu Hülfe<br />

zu nehmen, <strong>und</strong> zu erforschen, ob die alten <strong>und</strong> die<br />

nichteuropäischen Völker, besonders die Hindostanischen,<br />

<strong>und</strong> viele der ältesten Griechischen Philosophen<br />

auch wirklich zu jenen Begriffen gelangt seien;<br />

oder ob bloß wir, zu gutmüthig, sie ihnen zuschreiben,<br />

so wie die Griechen überall ihre Götter wiederfanden,<br />

indem wir ganz fälschlich das Brahm der<br />

Hindu <strong>und</strong> das Tien der Chinesen mit »Gott« übersetzen;<br />

ob nicht vielmehr der eigentliche Theismus allein<br />

in der Jüdischen <strong>und</strong> den beiden aus ihr hervorgegangenen<br />

Religionen zu finden sei, deren Bekenner gerade<br />

deshalb Anhänger aller andern Religionen auf<br />

Erden unter dem Namen Heiden zusammenfassen, –<br />

einem, beiläufig gesagt, höchst einfältigen <strong>und</strong> rohen<br />

Ausdruck, der wenigstens aus den Schriften der Gelehrten<br />

verbannt seyn sollte, weil er Brahmanisten,<br />

Buddhaisten, Aegypter, Griechen, Römer, Germanen,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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