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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64256 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1181<br />

vorhergegangen ist: dies ist der wahre <strong>und</strong> ganze Inhalt<br />

des Gesetzes der Kausalität. Allein kein Begriff<br />

ist in der Philosophie mehr gemißbraucht worden, <strong>als</strong><br />

der der Ursache, mittelst des so beliebten Kunstgriffs<br />

oder Mißgriffs, ihn, durch das Denken in abstracto,<br />

zu weit zu fassen, zu allgemein zu nehmen. Seit der<br />

Scholastik, ja eigentlich seit Plato <strong>und</strong> Aristoteles, ist<br />

die Philosophie großentheils ein fortgesetzter Mißbrauch<br />

allgemeiner Begriffe. Solche sind z.B. Substanz,<br />

Gr<strong>und</strong>, Ursache, das Gute, die Vollkommenheit,<br />

Nothwendigkeit, Möglichkeit <strong>und</strong> gar viele andere.<br />

Eine Neigung der Köpfe zum Operiren mit solchen<br />

abstrakten <strong>und</strong> zu weit gefaßten Begriffen hat sich<br />

fast zu allen Zeiten gezeigt: sie mag zuletzt auf einer<br />

gewissen Trägheit des Intellekts beruhen, dem es zu<br />

beschwerlich ist, das Denken stets durch die Anschauung<br />

zu kontroliren. Solche zu weite Begriffe werden<br />

dann allmälig fast wie algebraische Zeichen gebraucht<br />

<strong>und</strong> wie diese hin <strong>und</strong> her geworfen, wodurch das Philosophiren<br />

zu einem bloßen Kombiniren, zu einer Art<br />

Rechnerei ausartet, welche (wie alles Rechnen) nur<br />

niedrige Fähigkeiten beschäftigt <strong>und</strong> erfordert. Ja, zuletzt<br />

entsteht hieraus ein bloßer Wortkram: von einem<br />

solchen liefert uns das scheußlichste Beispiel die<br />

kopfverderbende Hegelei, <strong>als</strong> in welcher er bis zum<br />

haaren Unsinn getrieben wird. Aber auch schon die<br />

Scholastik ist oft in Wortkram ausgeartet. Ja, sogar<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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