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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64318 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1243<br />

repräsentirt ist, aufgefaßt wird, erfüllt, mit ihrer ganzen<br />

Macht, das Bewußtseyn in Einem Moment. Hierauf<br />

beruht das unendliche Ueberwiegen des Genies<br />

über die Gelehrsamkeit: sie verhalten sich zu einander<br />

wie der Text des alten Klassikers zu seinem Kommentar.<br />

Wirklich liegt alle Wahrheit <strong>und</strong> alle Weisheit<br />

zuletzt in der Anschauung. Aber leider läßt diese<br />

sich weder festhalten, noch mittheilen: allenfalls lassen<br />

sich die objektiven Bedingungen dazu, durch die<br />

bildenden Künste <strong>und</strong> schon viel mittelbarer durch die<br />

Poesie, gereinigt <strong>und</strong> verdeutlicht den Andern vorlegen;<br />

aber sie beruht eben so sehr auf subjektiven Bedingungen,<br />

die nicht Jedem <strong>und</strong> Keinem jederzeit zu<br />

Gebote stehn, ja die, in den hohem Graden der Vollkommenheit,<br />

nur die Begünstigung Weniger sind. Unbedingt<br />

mittheilbar ist nur die schlechteste Erkenntniß,<br />

die abstrakte, die sek<strong>und</strong>äre, der Begriff, der<br />

bloße Schatten eigentlicher Erkenntniß. Wenn Anschauungen<br />

mittheilbar wären, da gäbe es eine der<br />

Mühe lohnende Mittheilung: so aber muß am Ende<br />

jeder in seiner Haut bleiben <strong>und</strong> in seiner Hirnschaale,<br />

<strong>und</strong> Keiner kann dem Andern helfen. Den Begriff<br />

aus der Anschauung zu bereichern, sind Poesie <strong>und</strong><br />

Philosophie unablässig bemüht. – Inzwischen sind<br />

die wesentlichen Zwecke des Menschen praktisch; für<br />

diese aber ist es hinreichend, daß das anschaulich<br />

Aufgefaßte Spuren in ihm hinterläßt, vermöge deren<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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