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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64034 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 959<br />

seyn soll, mit der bloßen, subjektiven Empfindung in<br />

den Sinnesorganen identificirt, das Erkennen eines<br />

Gegenstandes aber allererst durch das vom Anschauen<br />

verschiedene Denken hinzukommen läßt. Ich sage<br />

hingegen: Objekte sind zunächst Gegenstände der Anschauung,<br />

nicht des Denkens, <strong>und</strong> alle Erkenntniß von<br />

Gegenständen ist ursprünglich <strong>und</strong> an sich selbst Anschauung:<br />

diese aber ist keineswegs bloße Empfindung,<br />

sondern schon bei ihr erzeigt der Verstand sich<br />

thätig. Das allein beim Menschen, nicht aber bei den<br />

Thieren, hinzukommende Denken ist bloße Abstraktion<br />

aus der Anschauung, giebt keine von Gr<strong>und</strong> aus<br />

neue Erkenntniß, setzt nicht allererst Gegenstände, die<br />

vorher nicht dagewesen; sondern ändert bloß die<br />

Form der durch die Anschauung bereits gewonnenen<br />

Erkenntniß, macht sie nämlich zu einer abstrakten in<br />

Begriffen, wodurch die Anschaulichkeit verloren geht,<br />

dagegen aber die Kombination derselben möglich<br />

wird, welche deren Anwendbarkeit unermeßlich erweitert.<br />

Der Stoff unseres Denkens hingegen ist kein<br />

anderer, <strong>als</strong> unsere Anschauungen selbst, <strong>und</strong> nicht<br />

etwas, welches, in der Anschauung nicht enthalten,<br />

erst durch das Denken hinzugebracht würde: daher<br />

auch muß von Allem, was in unserm Denken vorkommt,<br />

der Stoff sich in unserer Anschauung nachweisen<br />

lassen; da es sonst ein leeres Denken wäre.<br />

Wiewohl dieser Stoff durch das Denken gar vielfältig<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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