02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

65012 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1937<br />

exotisch sind. Hippolytos <strong>als</strong>o, wie fast alle tragischen<br />

Helden der Alten, zeigt Ergebung in das unabwendbare<br />

Schicksal <strong>und</strong> den unbiegsamen <strong>Wille</strong>n der<br />

Götter, aber kein Aufgeben des <strong>Wille</strong>ns zum Leben<br />

selbst. Wie der Stoische Gleichmuth von der Christlichen<br />

Resignation sich von Gr<strong>und</strong> aus dadurch unterscheidet,<br />

daß er nur gelassenes Ertragen <strong>und</strong> gefaßtes<br />

Erwarten der unabänderlich nothwendigen Uebel<br />

lehrt, das Christenthum aber Entsagung, Aufgeben<br />

des Wollens; eben so zeigen die tragischen Helden<br />

der Alten standhaftes Unterwerfen unter die unausweichbaren<br />

Schläge des Schicks<strong>als</strong>, das Christliche<br />

Trauerspiel dagegen Aufgeben des ganzen <strong>Wille</strong>ns<br />

zum Leben, freudiges Verlassen der <strong>Welt</strong>, im Bewußtseyn<br />

ihrer Werthlosigkeit <strong>und</strong> Nichtigkeit. –<br />

Aber ich bin auch ganz der Meinung, daß das Trauerspiel<br />

der Neuern höher steht, <strong>als</strong> das der Alten.<br />

Shakespeare ist viel größer <strong>als</strong> Sophokles: gegen<br />

Goethes Iphigenia könnte man die des Euripides beinahe<br />

roh <strong>und</strong> gemein finden. <strong>Die</strong> Bakchantinnen des<br />

Euripides sind ein empörendes Machwerk zu Gunsten<br />

der heidnischen Pfaffen. Manche antike Stücke haben<br />

gar keine tragische Tendenz; wie die Alkeste <strong>und</strong><br />

Iphigenia Taurika des Euripides: einige haben widerwärtige,<br />

oder gar ekelhafte Motive; so die Antigone<br />

<strong>und</strong> Philoktet. Fast alle zeigen das Menschengeschlecht<br />

unter der entsetzlichen Herrschaft des Zufalls<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!