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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63430 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 355<br />

ve bedarf.<br />

In der Thai gehört Abwesenheit alles Zieles, aller<br />

Gränzen, zum Wesen des <strong>Wille</strong>ns an sich, der ein<br />

endloses Streben ist. <strong>Die</strong>s wurde bereits oben, bei Erwähnung<br />

der Centrifugalkraft berührt: auch offenbart<br />

es sich am einfachsten auf der allerniedrigsten Stufe<br />

der Objektität des <strong>Wille</strong>ns, nämlich in der Schwere,<br />

deren beständiges Streben, bei offenbarer Unmöglichkeit<br />

eines letzten Zieles, vor Augen liegt. Denn wäre<br />

auch, nach ihrem <strong>Wille</strong>n, alle existirende Materie in<br />

einen Klumpen vereinigt; so würde im innern desselben<br />

die Schwere, zum Mittelpunkte strebend, noch<br />

immer mit der Undurchdringlichkeit, <strong>als</strong> Starrheit<br />

oder Elasticität, kämpfen. Das Streben der Materie<br />

kann daher stets nur gehemmt, nie <strong>und</strong> nimmer erfüllt<br />

oder befriedigt werden. So aber gerade verhält es sich<br />

mit allem Streben aller Erscheinungen des <strong>Wille</strong>ns.<br />

Jedes erreichte Ziel ist wieder Anfang einer neuen<br />

Laufbahn, <strong>und</strong> so ins Unendliche. <strong>Die</strong> Pflanze erhöht<br />

ihre Erscheinung vom Keim durch Stamm <strong>und</strong> Blatt<br />

zur Blüthe <strong>und</strong> Frucht, welche wieder nur der Anfang<br />

eines neuen Keimes ist, eines neuen Individuums, das<br />

aberm<strong>als</strong> die alte Bahn durchläuft, <strong>und</strong> so durch unendliche<br />

Zeit. Eben so ist der Lebenslauf des Thieres:<br />

die Zeugung ist der Gipfel desselben, nach dessen Erreichung<br />

das Leben des ersten Individuums schnell<br />

oder langsam sinkt, während ein neues der Natur die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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