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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63864 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 789<br />

nung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben dargestellt habe. Dort<br />

<strong>als</strong>o hat man es näher kennen zu lernen, ehe man mit<br />

jüdisch-protestantischer Zuversicht darüber abspricht.<br />

In dem selben vortrefflichen Geiste geschrieben, obwohl<br />

jenem Werke nicht ganz gleich zu schätzen, ist<br />

Taulers »Nachfolgung des armen Leben Christi«,<br />

nebst dessen »Medulla animae«. Meines Erachtens<br />

verhalten die Lehren dieser ächten Christlichen Mystiker<br />

sich zu denen des Neuen Testaments, wie zum<br />

Wein der Weingeist. Oder: was im Neuen Testament<br />

uns wie durch Schleier <strong>und</strong> Nebel sichtbar wird, tritt<br />

in den Werken der Mystiker ohne Hülle, in voller<br />

Klarheit <strong>und</strong> Deutlichkeit uns entgegen. Endlich auch<br />

könnte man das Neue Testament <strong>als</strong> die erste, die Mystiker<br />

<strong>als</strong> die zweite Weihe betrachten – dmikra kai<br />

megala mystêria.<br />

Nun aber noch weiter entfaltet, vielseitiger ausgesprochen<br />

<strong>und</strong> lebhafter dargestellt, <strong>als</strong> in der Christlichen<br />

Kirche <strong>und</strong> occidentalischen <strong>Welt</strong> geschehn<br />

konnte, finden wir Dasjenige, was wir Verneinung des<br />

<strong>Wille</strong>ns zum Leben genannt haben, in den uralten<br />

Werken der Sanskritsprache. Daß jene wichtige ethische<br />

Ansicht des Lebens hier eine noch weitergehende<br />

Entwickelung <strong>und</strong> entschiedenem Ausdruck erlangen<br />

konnte, ist vielleicht hauptsächlich Dem zuzuschreiben,<br />

daß sie hier nicht von einem ihr ganz fremden<br />

Element beschränkt wurde, wie im Christenthum die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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