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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65052 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1977<br />

von der Symmetrie entblößten Ruine analog sei, welche<br />

man demnach, in der kühnen Sprache jenes Witzwortes,<br />

eine gefrorene Kadenz nennen mag.<br />

Nach dieser Erörterung des Rhythmus habe ich<br />

jetzt darzuthun, wie in der stets erneuerten Entzweiung<br />

<strong>und</strong> Versöhnung des rhythmischen Elements der<br />

Melodie mit dem harmonischen das Wesen derselben<br />

besteht. Ihr harmonisches Element nämlich hat den<br />

Gr<strong>und</strong>ton zur Voraussetzung, wie das rhythmische die<br />

Taktart, <strong>und</strong> besteht in einem Abirren von demselben,<br />

durch alle Töne der Skala, bis es, auf kürzerem oder<br />

längerem Umwege, eine harmonische Stufe, meistens<br />

die Dominante oder Unterdominante, erreicht, die ihm<br />

eine unvollkommene Beruhigung gewährt: dann aber<br />

folgt, auf gleich langem Wege, seine Rückkehr zum<br />

Gr<strong>und</strong>ton, mit welchem die vollkommene Beruhigung<br />

eintritt. Beides muß nun aber so geschehn, daß das<br />

Erreichen der besagten Stufe, wie auch das Wiederfinden<br />

des Gr<strong>und</strong>tons, mit gewissen bevorzugten Zeitpunkten<br />

des Rhythmus zusammentreffe, da es sonst<br />

nicht wirkt. Also, wie die harmonische Tonfolge gewisse<br />

Töne verlangt, vorzüglich die Tonika, nächst<br />

ihr die Dominante u.s.w.; so fordert seinerseits der<br />

Rhythmus gewisse Zeitpunkte, gewisse abgezählte<br />

Takte <strong>und</strong> gewisse Theile dieser Takte, welche man<br />

die schweren, oder guten Zeiten, oder die accentuirten<br />

Takttheile nennt, im Gegensatz der leichten, oder<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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