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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64330 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1255<br />

weshalb mehr essen <strong>als</strong> man assimilliren kann, unnütz,<br />

ja schädlich ist; gerade so verhält es sich mit<br />

Dem was wir lesen: nur sofern es Stoff zum Denken<br />

giebt, vermehrt es unsere Einsicht <strong>und</strong> eigentliches<br />

Wissen. Daher sagte schon Herakleitos polymathia<br />

noun ou didaskei, (multiscitia non dat intellectum):<br />

mir aber scheint die Gelehrsamkeit mit einem schweren<br />

Harnisch zu vergleichen, <strong>als</strong> welcher allerdings<br />

den starken Mann völlig unüberwindlich macht, hingegen<br />

dem Schwachen eine Last ist, unter der er vollends<br />

zusammensinkt. –<br />

<strong>Die</strong> in unserm dritten Buch ausgeführte Darstellung<br />

der Erkenntniß der (Platonischen) Ideen, <strong>als</strong> der höchsten<br />

dem Menschen erreichbaren <strong>und</strong> zugleich <strong>als</strong><br />

einer durchaus anschauenden, ist uns ein Beleg dazu,<br />

daß nicht im abstrakten Wissen, sondern in der richtigen<br />

<strong>und</strong> tiefen anschaulichen Auffassung der <strong>Welt</strong> die<br />

Quelle wahrer Weisheit liegt. Daher auch können<br />

Weise in jeder Zeit leben, <strong>und</strong> die der Vorzeit bleiben<br />

es für alle kommenden Geschlechter: Gelehrsamkeit<br />

hingegen ist relativ: die Gelehrten der Vorzeit sind<br />

meistens Kinder gegen uns <strong>und</strong> bedürfen der Nachsicht.<br />

Dem aber, der studirt, um Einsicht zu erlangen, sind<br />

die Bücher <strong>und</strong> Studien bloß Sprossen der Leiter, auf<br />

der er zum Gipfel der Erkenntniß steigt: sobald eine<br />

Sprosse ihn um einen Schritt gehoben hat, läßt er sie<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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