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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63675 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 600<br />

lungsweise ergreifen, <strong>als</strong>o wieder ein Anderer werden.<br />

Ferner würde er danach zuvörderst ein Ding für gut<br />

erkennen <strong>und</strong> in Folge hievon es wollen; statt daß er<br />

zuvörderst es will <strong>und</strong> in Folge hievon es gut nennt.<br />

Meiner ganzen Gr<strong>und</strong>ansicht zufolge nämlich ist<br />

jenes Alles eine Umkehrung des wahren Verhältnisses.<br />

Der <strong>Wille</strong> ist das Erste <strong>und</strong> Ursprüngliche, die<br />

Erkenntniß bloß hinzugekommen, zur Erscheinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns, <strong>als</strong> ein Werkzeug derselben, gehörig.<br />

Jeder Mensch ist demnach Das, was er ist, durch seinen<br />

<strong>Wille</strong>n, <strong>und</strong> sein Charakter ist ursprünglich; da<br />

Wollen die Basis seines Wesens ist. Durch die hinzugekommene<br />

Erkenntniß erfährt er, im Laufe der Erfahrung,<br />

was er ist, d.h. er lernt seinen Charakter kennen.<br />

Er erkennt sich <strong>als</strong>o in Folge <strong>und</strong> Gemäßheit der<br />

Beschaffenheit seines <strong>Wille</strong>ns; statt daß er, nach der<br />

alten Ansicht, will in Folge <strong>und</strong> Gemäßheit seines Erkennens.<br />

Nach dieser dürfte er nur überlegen, wie er<br />

am liebsten seyn möchte, <strong>und</strong> er wäre es: das ist ihre<br />

<strong>Wille</strong>nsfreiheit. Sie besteht <strong>als</strong>o eigentlich darin, daß<br />

der Mensch sein eigenes Werk ist, am Lichte der Erkenntniß.<br />

Ich hingegen sage: er ist sein eigenes Werk<br />

vor aller Erkenntniß, <strong>und</strong> diese kommt bloß hinzu, es<br />

zu beleuchten. Darum kann er nicht beschließen, ein<br />

Solcher oder Solcher zu seyn, noch auch kann er ein<br />

Anderer werden; sondern er ist, ein für alle Mal, <strong>und</strong><br />

erkennt successive was er ist. Bei Jenen will er was er<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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