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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64641 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1566<br />

wieder ins Wasser kommt. Im Schlafe, wo bloß das<br />

vegetative Leben fortgesetzt wird, wirkt der <strong>Wille</strong> allein<br />

nach seiner ursprünglichen <strong>und</strong> wesentlichen<br />

Natur, ungestört von außen, ohne Abzug seiner Kraft<br />

durch die Thätigkeit des Gehirns <strong>und</strong> Anstrengung<br />

des Erkennens, welches die schwerste organische<br />

Funktion, für den Organismus aber bloß Mittel, nicht<br />

Zweck ist: daher ist im Schlafe die ganze Kraft des<br />

<strong>Wille</strong>ns auf Erhaltung <strong>und</strong>, wo es nöthig ist, Ausbesserung<br />

des Organismus gerichtet; weshalb alle Heilung,<br />

alle wohlthätigen Krisen, im Schlaf erfolgen;<br />

indem die vis naturae medicatrix erst dann freies<br />

Spiel hat, wann sie von der Last der Erkenntnißfunktion<br />

befreit ist. Der Embryo, welcher gar erst den Leib<br />

noch zu bilden hat, schläft daher fortwährend <strong>und</strong> das<br />

Neugeborene den größten Theil seiner Zeit. In diesem<br />

Sinne erklärt auch Burdach (Physiologie, Bd. 3, S.<br />

484) ganz richtig den Schlaf für den ursprünglichen<br />

Zustand.<br />

In Hinsicht auf das Gehirn selbst erkläre ich mir<br />

die Nothwendigkeit des Schlafes näher durch eine Hypothese,<br />

welche zuerst aufgestellt zu seyn scheint in<br />

Neumanns Buch »Von den Krankheiten des Menschen«,<br />

1834, Bd. 4, § 216. Es ist diese, daß die Nutrition<br />

des Gehirns, <strong>als</strong>o die Erneuerung seiner Substanz<br />

aus dem Blute, während des Wachens nicht vor<br />

sich gehn kann; indem die so höchst eminente, organi-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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