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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64937 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1862<br />

speichert sie sorgfältig auf, für die kommende Zeit, –<br />

der Biene gleich, die sehr viel mehr Honig sammelt,<br />

<strong>als</strong> sie verzehren kann, im Vorgefühl künftiger Bedürfnisse.<br />

Gewiß ist was der Mensch bis zum Eintritt<br />

der Pubertät an Einsicht <strong>und</strong> Kenntniß erwirbt, im<br />

Ganzen genommen, mehr, <strong>als</strong> Alles was er nachher<br />

lernt, würde er auch noch so gelehrt: denn es ist die<br />

Gr<strong>und</strong>lage aller menschlichen Erkenntnisse. – Bis zur<br />

selben Zeit waltet im kindlichen Leibe die Plasticität<br />

vor, deren Kräfte späterhin, nachdem sie ihr Werk<br />

vollendet hat, durch eine Metastase, sich auf das Generationssystem<br />

werfen, wodurch mit der Pubertät der<br />

Geschlechtstrieb eintritt <strong>und</strong> jetzt allmälig der <strong>Wille</strong><br />

das Uebergewicht erhält. Dann folgt auf die vorwaltend<br />

theoretische, lernbegierige Kindheit das unruhige,<br />

bald stürmische, bald schwermüthige Jünglingsalter,<br />

welches nachher in das heftige <strong>und</strong> ernste Mannesalter<br />

übergeht. Gerade weil im Kinde jener unheilschwangere<br />

Trieb fehlt, ist das Wollen desselben so<br />

gemäßigt <strong>und</strong> dem Erkennen untergeordnet, woraus<br />

jener Charakter von Unschuld, Intelligenz <strong>und</strong> Vernünftigkeit<br />

entsteht, welcher dem Kindesalter eigenthümlich<br />

ist. – Worauf nun die Aehnlichkeit des Kindesalters<br />

mit dem Genie beruhe, brauche ich kaum<br />

noch auszusprechen: im Ueberschuß der Erkenntnißkräfte<br />

über die Bedürfnisse des <strong>Wille</strong>ns, <strong>und</strong> im daraus<br />

entspringenden Vorwalten der bloß erkennenden<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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