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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64653 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1578<br />

stellt, <strong>und</strong> Jeder seine, durch momentan eintretende<br />

Motive eben so momentan eintretenden <strong>Wille</strong>nsbeschlüsse<br />

<strong>als</strong>bald in eben so vielen Aktionen seines<br />

Leibes so treu abgebildet erblickt, wie diese selbst in<br />

seinem Schatten; woraus dem Unbefangenen auf die<br />

einfachste Weise die Einsicht entspringt, daß sein<br />

Leib bloß die äußerliche Erscheinung seines <strong>Wille</strong>ns<br />

ist, d.h. die Art <strong>und</strong> Weise wie, in seinem anschauenden<br />

Intellekt, sein <strong>Wille</strong> sich darstellt; oder sein <strong>Wille</strong><br />

selbst, unter der Form der <strong>Vorstellung</strong>. Nur wenn wir<br />

dieser ursprünglichen <strong>und</strong> einfachen Belehrung uns<br />

gewaltsam entziehn, können wir, auf eine kurze<br />

Weile, den Hergang unserer eigenen Leibesaktion <strong>als</strong><br />

ein W<strong>und</strong>er anstaunen, welches dann darauf beruht,<br />

daß zwischen dem <strong>Wille</strong>nsakt <strong>und</strong> der Leibesaktion<br />

wirklich keine Kausalverbindung ist: denn sie sind<br />

eben unmittelbar identisch, <strong>und</strong> ihre scheinbare Verschiedenheit<br />

entsteht allein daraus, daß hier das Eine<br />

<strong>und</strong> Selbe in zwei verschiedenen Erkenntnißweisen,<br />

der innern <strong>und</strong> der äußern, wahrgenommen wird. –<br />

Das wirkliche Wollen ist nämlich vom Thun unzertrennlich,<br />

<strong>und</strong> ein <strong>Wille</strong>nsakt im engsten Sinn ist nur<br />

der, welchen die That dazu stämpelt. Hingegen bloße<br />

<strong>Wille</strong>nsbeschlüsse sind, bis zur Ausführung, nur Vorsätze<br />

<strong>und</strong> daher Sache des Intellekts allein: sie haben<br />

<strong>als</strong> solche ihre Stelle bloß im Gehirn <strong>und</strong> sind nichts<br />

weiter, <strong>als</strong> abgeschlossene Berechnungen der relativen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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