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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64915 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1840<br />

Zwecke fähig. <strong>Die</strong>sen gemäß schaffen sie schlechte<br />

Gemälde, geistlose Gedichte, seichte, absurde, sehr<br />

oft auch unredliche Philosopheme, wann es nämlich<br />

gilt, durch fromme Unredlichkeit, sich hohen Vorgesetzten<br />

zu empfehlen. All ihr Thun <strong>und</strong> Denken ist<br />

<strong>als</strong>o persönlich. Daher gelingt es ihnen höchstens,<br />

sich das Aeußere, Zufällige <strong>und</strong> Beliebige fremder,<br />

ächter Werke <strong>als</strong> Manier anzueignen, wo sie dann,<br />

statt des Kerns, die Schaale fassen, jedoch vermeinen,<br />

Alles erreicht, ja, jene übertroffen zu haben. Wird<br />

dennoch das Mißlingen offenbar; so hofft Mancher, es<br />

durch seinen guten <strong>Wille</strong>n am Ende doch zu erreichen.<br />

Aber gerade dieser gute <strong>Wille</strong> macht es unmöglich;<br />

weil derselbe doch nur auf persönliche Zwecke<br />

hinausläuft: bei solchen aber kann es weder mit<br />

Kunst, noch Poesie, noch Philosophie je Ernst werden.<br />

Auf Jene paßt daher ganz eigentlich die Redensart:<br />

sie stehn sich selbst im Lichte. Ihnen ahndet es<br />

nicht, daß allein der von der Herrschaft des <strong>Wille</strong>ns<br />

<strong>und</strong> allen seinen Projekten losgerissene <strong>und</strong> dadurch<br />

frei thätige Intellekt, weil nur er den wahren Ernst<br />

verleiht, zu ächten Produktionen befähigt: <strong>und</strong> das ist<br />

gut für sie; sonst sprängen sie ins Wasser. – Der gute<br />

<strong>Wille</strong> ist in der Moral Alles; aber in der Kunst ist er<br />

nichts: da gilt, wie schon das Wort andeutet, allein<br />

das Können. – Alles kommt zuletzt darauf an, wo der<br />

eigentliche Ernst des Menschen liegt. Bei fast Allen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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