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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65256 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2181<br />

(Stob. Flor., Vol. 1, p. 57.) Eben so in den Memorabilien<br />

(Lib. I, cap. 3, § 8), woselbst Sokrates vor den<br />

Gefahren der Liebe warnt, spricht er so ausschließlich<br />

von der Knabenliebe, daß man denken sollte, es gäbe<br />

gar keine Weiber. Auch Aristoteles (Pol. II, 9) spricht<br />

von der Päderastie <strong>als</strong> etwas Gewöhnlichem, ohne sie<br />

zu tadeln, führt an, daß sie bei den Kelten in öffentlichen<br />

Ehren gestanden habe, <strong>und</strong> bei den Kretern die<br />

Gesetze sie begünstigt hätten, <strong>als</strong> Mittel gegen Uebervölkerung,<br />

erzählt (c. 10) die Männerliebschaft des<br />

Gesetzgebers Philolaos u.s.w. Cicero sagt sogar:<br />

Apud Graecos opprobrio fuit adolescentibus, si<br />

amatores non haberent. Für gelehrte Leser bedarf es<br />

hier überhaupt keiner Belege: sie erinnern sich deren<br />

zu H<strong>und</strong>erten: denn bei den Alten ist Alles voll<br />

davon. Aber selbst bei den roheren Völkern, namentlich<br />

bei den Galliern, war das Laster sehr im Schwange.<br />

Wenden wir uns nach Asien, so sehn wir alle Länder<br />

dieses <strong>Welt</strong>theils, <strong>und</strong> zwar von den frühesten<br />

Zeiten an, bis zur gegenwärtigen herab, von dem Laster<br />

erfüllt, <strong>und</strong> zwar ebenfalls ohne es sonderlich zu<br />

verhehlen: Hindu <strong>und</strong> Chinesen nicht weniger, <strong>als</strong> die<br />

Islamitischen Völker, deren Dichter wir ebenfalls viel<br />

mehr mit der Knaben-, <strong>als</strong> mit der Weiberliebe beschäftigt<br />

finden; wie denn z.B. im Gulistan des Sadi<br />

das Buch »von der Liebe« ausschließlich von jener<br />

redet. Auch den Hebräern war dies Laster nicht unbe-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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