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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64635 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1560<br />

<strong>als</strong> man jung, ja, <strong>als</strong> man noch ein Kind war. <strong>Die</strong>ses,<br />

was unverändert stets ganz das Selbe bleibt <strong>und</strong> nicht<br />

mitaltert, ist eben der Kern unsers Wesens, welcher<br />

nicht in der Zeit liegt. – Man nimmt an, die Identität<br />

der Person beruhe auf der des Bewußtseyns. Versteht<br />

man aber unter dieser bloß die zusammenhängende<br />

Erinnerung des Lebenslaufs; so ist sie nicht ausreichend.<br />

Wir wissen von unserm Lebenslauf allenfalls<br />

etwas mehr, <strong>als</strong> von einem ehem<strong>als</strong> gelesenen Roman;<br />

dennoch nur das Allerwenigste. <strong>Die</strong> Hauptbegebenheiten,<br />

die interessanten Scenen haben sich eingeprägt:<br />

im Uebrigen sind tausend Vorgänge vergessen,<br />

gegen einen, der behalten worden. Je älter wir werden,<br />

desto spurloser geht Alles vorüber. Hohes Alter,<br />

Krankheit, Gehirnverletzung, Wahnsinn, können das<br />

Gedächtniß ganz rauben. Aber die Identität der Person<br />

ist damit nicht verloren gegangen. Sie beruht auf<br />

dem identischen <strong>Wille</strong>n <strong>und</strong> dem unveränderlichen<br />

Charakter desselben. Er eben auch ist es, der den<br />

Ausdruck des Blicks unveränderlich macht. Im Herzen<br />

steckt der Mensch; nicht im Kopf. Zwar sind wir,<br />

in Folge unserer Relation mit der Außenwelt, gewohnt,<br />

<strong>als</strong> unser eigentliches Selbst das Subjekt des<br />

Erkennens, das erkennende Ich, zu betrachten, welches<br />

am Abend ermattet, im Schlafe verschwindet, am<br />

Morgen mit erneuerten Kräften heller strahlt. <strong>Die</strong>ses<br />

ist jedoch die bloße Gehirnfunktion <strong>und</strong> nicht unser<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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