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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64908 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1833<br />

<strong>Vorstellung</strong> selbst. In solchen Augenblicken wird<br />

gleichsam die Seele unsterblicher Werke erzeugt.<br />

Hingegen ist bei allem absichtlichen Nachdenken der<br />

Intellekt nicht frei, da ja der <strong>Wille</strong> ihn leitet <strong>und</strong> sein<br />

Thema ihm vorschreibt.<br />

Der Stämpel der Gewöhnlichkeit, der Ausdruck<br />

von Vulgarität, welcher den allermeisten Gesichtern<br />

aufgedrückt ist, besteht eigentlich darin, daß die<br />

strenge Unterordnung ihres Erkennens unter ihr Wollen,<br />

die feste Kette, welche Beide zusammenschließt,<br />

<strong>und</strong> die daraus folgende Unmöglichkeit, die Dinge anders<br />

<strong>als</strong> in Beziehung auf den <strong>Wille</strong>n <strong>und</strong> seine Zwekke<br />

aufzufassen, darin sichtbar ist. Hingegen liegt der<br />

Ausdruck des Genies, welcher die augenfällige Familienähnlichkeit<br />

aller Hochbegabten ausmacht, darin,<br />

daß man das Losgesprochenseyn, die Manumission<br />

des Intellekts vom <strong>Die</strong>nste des <strong>Wille</strong>ns, das Vorherrschen<br />

des Erkennens über das Wollen, deutlich darauf<br />

liest: <strong>und</strong> weil alle Pein aus dem Wollen hervorgeht,<br />

das Erkennen hingegen an <strong>und</strong> für sich schmerzlos<br />

<strong>und</strong> heiter ist; so giebt dies ihren hohen Stirnen <strong>und</strong><br />

ihrem klaren, schauenden Blick, <strong>als</strong> welche dem <strong>Die</strong>nste<br />

des <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> seiner Noth nicht unterthan sind,<br />

jenen Anstrich großer, gleichsam überirdischer Heiterkeit,<br />

welcher zu Zeiten durchbricht <strong>und</strong> sehr wohl<br />

mit der Melancholie der übrigen Gesichtszüge, besonders<br />

des M<strong>und</strong>es, zusammenbesteht, in dieser Verbin-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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