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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63289 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 214<br />

Philosoph das Leben in den Begriff überträgt, sie den<br />

Begriff ins Leben übertragen, – wohl die glücklichsten<br />

sind; so fehlt dennoch sehr viel, daß etwas Vollkommenes<br />

in dieser Art zu Stande kommen <strong>und</strong> wirklich<br />

die richtig gebrauchte Vernunft uns aller Last <strong>und</strong><br />

allen Leiden des Lebens entziehn <strong>und</strong> zur Glücksäligkeit<br />

führen könnte. Es liegt vielmehr ein vollkommener<br />

Widerspruch darin, leben zu wollen ohne zu leiden,<br />

welchen daher auch das oft gebrauchte Wort »säliges<br />

Leben« in sich trägt: dieses wird demjenigen<br />

gewiß einleuchtend seyn, der meine folgende Darstellung<br />

bis ans Ende gefaßt haben wird. <strong>Die</strong>ser Widerspruch<br />

offenbart sich auch schon in jener Ethik der<br />

reinen Vernunft selbst, dadurch, daß der Stoiker genöthigt<br />

ist, seiner Anweisung zum glücksäligen<br />

Leben (denn das bleibt seine Ethik immer) eine Empfehlung<br />

des Selbstmordes einzuflechten (wie sich<br />

unter dem prächtigen Schmuck <strong>und</strong> Geräth orientalischer<br />

Despoten auch ein kostbares Fläschchen mit<br />

Gift findet), für den Fall nämlich, wo die Leiden des<br />

Körpers, die sich durch keine Sätze <strong>und</strong> Schlüsse<br />

wegphilosophiren lassen, überwiegend <strong>und</strong> unheilbar<br />

sind, sein alleiniger Zweck, Glücksäligkeit, <strong>als</strong>o doch<br />

vereitelt ist, <strong>und</strong> nichts bleibt, um dem Leiden zu entgehn,<br />

<strong>als</strong> der Tod, der aber dann gleichgültig, wie<br />

Jede andere Arzenei, zu nehmen ist. Hier wird ein<br />

starker Gegensatz offenbar, zwischen der Stoischen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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