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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63856 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 781<br />

aufgenommen hatten <strong>und</strong> welchen zufolge ein Indischer<br />

Heiliger, ein Christlicher, ein Lamaischer, von<br />

seinem eigenen Thun, jeder sehr verschiedene Rechenschaft<br />

geben muß, was aber für die Sache ganz<br />

gleichgültig ist. Ein Heiliger kann voll des absurdesten<br />

Aberglaubens seyn, oder er kann umgekehrt ein<br />

Philosoph seyn: Beides gilt gleich. Sein Thun allein<br />

beurk<strong>und</strong>et ihn <strong>als</strong> Heiligen: denn es geht, in moralischer<br />

Hinsicht, nicht aus der abstrakten, sondern aus<br />

der intuitiv aufgefaßten, unmittelbaren Erkenntniß der<br />

<strong>Welt</strong> <strong>und</strong> ihres Wesens hervor, <strong>und</strong> wird von ihm nur<br />

zur Befriedigung seiner Vernunft durch irgend ein<br />

Dogma ausgelegt. Es ist daher so wenig nöthig, daß<br />

der Heilige ein Philosoph, <strong>als</strong> daß der Philosoph ein<br />

Heiliger sei: so wie es nicht nöthig ist, daß ein vollkommen<br />

schöner Mensch ein großer Bildhauer, oder<br />

daß ein großer Bildhauer auch selbst ein schöner<br />

Mensch sei. Ueberhaupt ist es eine seltsame Anforderung<br />

an einen Moralisten, daß er keine andere Tugend<br />

empfehlen soll, <strong>als</strong> die er selbst besitzt. Das ganze<br />

Wesen der <strong>Welt</strong> abstrakt, allgemein <strong>und</strong> deutlich in<br />

Begriffen zu wiederholen, <strong>und</strong> es so <strong>als</strong> reflektirtes<br />

Abbild in bleibenden <strong>und</strong> stets bereit liegenden Begriffen<br />

der Vernunft niederzulegen: dieses <strong>und</strong> nichts<br />

anderes ist Philosophie. Ich erinnere an die im ersten<br />

Buche angeführte Stelle des Bako von Verulam.<br />

Aber eben auch nur abstrakt <strong>und</strong> allgemein <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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