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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64973 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1898<br />

den, die Baukunst keineswegs die Formen der Natur,<br />

wie Baumstämme, oder gar menschliche Gestalten,<br />

nachzuahmen hat; so soll sie doch im Geiste der<br />

Natur schaffen, namentlich indem sie das Gesetz natura<br />

nihil agit frustra, nihilque supervacaneum, et<br />

quod commodissimum in omnibus suis operationibus<br />

sequitur, auch zu dem ihrigen macht, demnach<br />

alles, selbst nur scheinbar, Zwecklose vermeidet <strong>und</strong><br />

ihre jedesmalige Absicht, sei diese nun eine rein architektonische,<br />

d.i. konstruktionelle, oder aber eine<br />

die Zwecke der Nützlichkeit betreffende, stets auf dem<br />

kürzesten <strong>und</strong> natürlichsten Wege erreicht <strong>und</strong> so dieselbe,<br />

durch das Werk selbst, offen darlegt. Dadurch<br />

erlangt sie eine gewisse Grazie, der analog, welche<br />

bei lebenden Wesen in der Leichtigkeit <strong>und</strong> der Angemessenheit<br />

jeder Bewegung <strong>und</strong> Stellung zur Absicht<br />

derselben besteht. Demgemäß sehn wir, im guten antiken<br />

Baustil, jeglichen Theil, sei es nun Pfeiler,<br />

Säule, Bogen, Gebälk, oder Thüre, Fenster, Treppe,<br />

Balkon, seinen Zweck auf die geradeste <strong>und</strong> einfachste<br />

Weise erreichen, ihn dabei unverhohlen <strong>und</strong> naiv<br />

an den Tag legend; eben wie die organische Natur es<br />

in ihren Werken auch thut. Der geschmacklose Baustil<br />

hingegen sucht bei Allem unnütze Umwege <strong>und</strong><br />

gefällt sich in Willkürlichkeiten, geräth dadurch auf<br />

zwecklos gebrochene, heraus <strong>und</strong> herein rückende Gebälke,<br />

gruppirte Säulen, zerstückelte Kornischen an<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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