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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63567 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 492<br />

Genius allein gliche dagegen dem organischen, assimilirenden,<br />

umwandelnden <strong>und</strong> producirenden Leibe.<br />

Denn er wird von den Vorgängern <strong>und</strong> ihren Werken<br />

zwar erzogen <strong>und</strong> gebildet; aber befruchtet wird er nur<br />

vom Leben <strong>und</strong> der <strong>Welt</strong> selbst unmittelbar, durch<br />

den Eindruck des Anschaulichen: daher schadet auch<br />

die höchste Bildung doch nie seiner Originalität. Alle<br />

Nachahmer, alle Manieristen fassen das Wesen fremder<br />

musterhafter Leistungen im Begriffe auf; aber Begriffe<br />

können nie einem Werke inneres Leben ertheilen.<br />

Das Zeitalter, d.h. die jedesmalige stumpfe<br />

Menge, kennt selbst nur Begriffe <strong>und</strong> klebt daran,<br />

nimmt daher manierirte Werke mit schnellem <strong>und</strong> lautem<br />

Beifall auf: die selben Werke sind aber nach<br />

wenig Jahren schon ungenießbar, weil der Zeitgeist,<br />

d.h. die herrschenden Begriffe, sich geändert haben,<br />

auf denen allein jene wurzeln konnten. Nur die ächten<br />

Werke, welche aus der Natur, dem Leben, unmittelbar<br />

geschöpft sind, bleiben, wie diese selbst, ewig jung<br />

<strong>und</strong> stets urkräftig. Denn sie gehören keinem Zeitalter,<br />

sondern der Menschheit an: <strong>und</strong> wie sie eben deshalb<br />

von ihrem eigenen Zeitalter, welchem sich anzuschmiegen<br />

sie verschmähten, lau aufgenommen, <strong>und</strong>,<br />

weil sie die jedesmalige Verirrung desselben mittelbar<br />

<strong>und</strong> negativ aufdeckten, spät <strong>und</strong> ungern anerkannt<br />

wurden; so können sie dafür auch nicht veralten, sondern<br />

sprechen auch in der spätesten Zeit immer noch<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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