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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64960 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1885<br />

schlechter Architektur, in den nichtssagenden Läufen<br />

<strong>und</strong> Figuren, nebst dem zwecklosen Lerm schlechter<br />

Musik, im Klingklang der Reime sinnarmer Gedichte,<br />

u.s.w.-<br />

In Folge der vorhergegangenen Kapitel <strong>und</strong> meiner<br />

ganzen Ansicht von der Kunst, ist ihr Zweck die Erleichterung<br />

der Erkenntniß der Ideen der <strong>Welt</strong> (im<br />

Platonischen Sinn, dem einzigen, den ich für das<br />

Wort Idee anerkenne). <strong>Die</strong> Ideen aber sind wesentlich<br />

ein Anschauliches <strong>und</strong> daher, in seinen nähern Bestimmungen,<br />

Unerschöpfliches. <strong>Die</strong> Mittheilung eines<br />

solchen kann daher nur auf dem Wege der Anschauung<br />

geschehn, welches der der Kunst ist. Wer <strong>als</strong>o<br />

von der Auffassung einer Idee erfüllt ist, ist gerechtfertigt,<br />

wenn er die Kunst zum Medium seiner Mittheilung<br />

wählt. – Der bloße Begriff hingegen ist ein<br />

vollkommen Bestimmbares, daher zu Erschöpfendes,<br />

deutlich Gedachtes, welches sich, seinem ganzen Inhalt<br />

nach, durch Worte, kalt <strong>und</strong> nüchtern mittheilen<br />

läßt. Ein Solches nun aber durch ein Kunstwerk mittheilen<br />

zu wollen, ist ein sehr unnützer Umweg, ja,<br />

gehört zu dem eben gerügten Spielen mit den Mitteln<br />

der Kunst, ohne Kenntniß des Zwecks. Daher ist ein<br />

Kunstwerk, dessen Konception aus bloßen deutlichen<br />

Begriffen hervorgegangen, allemal ein unächtes.<br />

Wenn wir nun, bei Betrachtung eines Werkes der bildenden<br />

Kunst, oder beim Lesen einer Dichtung, oder<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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