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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64771 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1696<br />

dern auch in unserm Sinne Recht wenn sie, wie bereits<br />

Kap. 4 erwähnt wurde, den paradoxen Ausspruch<br />

thaten, die Materie selbst sei nicht ausgedehnt,<br />

sie sei folglich unkörperlich. Denn die Ausdehnung<br />

verleiht der Materie den Raum, welcher unsere Anschauungsform<br />

ist, <strong>und</strong> die Körperlichkeit besteht im<br />

Wirken, welches auf der Kausalität, mithin der Form<br />

unsers Verstandes, beruht. Hingegen alle bestimmte<br />

Eigenschaft, <strong>als</strong>o alles Empirische an der Materie,<br />

selbst schon die Schwere, beruht auf Dem, was nur<br />

mittelst der Materie sichtbar wird, auf dem Dinge an<br />

sich, dem <strong>Wille</strong>n. <strong>Die</strong> Schwere ist jedoch die allerniedrigste<br />

Stufe der Objektivation des <strong>Wille</strong>ns; daher<br />

sie sich an jeder Materie, ohne Ausnahme, zeigt, <strong>als</strong>o<br />

von der Materie überhaupt unzertrennlich ist. Doch<br />

gehört sie, eben weil sie schon <strong>Wille</strong>nsmanifestation<br />

ist, der Erkenntniß a posteriori, nicht der a priori an.<br />

Daher können wir eine Materie ohne Schwere uns<br />

noch allenfalls vorstellen, nicht aber eine ohne Ausdehnung,<br />

Repulsionskraft <strong>und</strong> Beharrlichkeit; weil sie<br />

<strong>als</strong>dann ohne Undurchdringlichkeit, mithin ohne<br />

Raumerfüllung, d.h. ohne Wirksamkeit wäre: allein<br />

eben im Wirken, d.h. in der Kausalität überhaupt, besteht<br />

das Wesen der Materie <strong>als</strong> solcher: <strong>und</strong> die Kausalität<br />

beruht auf der Form a priori unsers Verstandes,<br />

kann daher nicht weggedacht werden.<br />

<strong>Die</strong> Materie ist demzufolge der <strong>Wille</strong> selbst, aber<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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