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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64484 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1409<br />

die Vergeblichkeit alles Strebens sich ihm mehr oder<br />

minder aufdringt. Mit dieser Besinnung <strong>und</strong> dieser<br />

Verw<strong>und</strong>erung entsteht daher das dem Menschen allein<br />

eigene Bedürfniß einer Metaphysik: er ist sonach<br />

ein animal metaphysicum. Im Anfang seines Bewußtseyns<br />

freilich nimmt auch er sich <strong>als</strong> Etwas, das sich<br />

von selbst versteht. Aber dies währt nicht lange; sondern<br />

sehr früh, zugleich mit der ersten Reflexion, tritt<br />

schon diejenige Verw<strong>und</strong>erung ein, welche dereinst<br />

Mutter der Metaphysik werden soll. – <strong>Die</strong>sem gemäß<br />

sagt auch Aristoteles im Eingang seiner Metaphysik:<br />

Dia gar to thaumazein hoi anthrôpoi kai nyn kai to<br />

prôton êrxanto philosophein. (Propter admirationem<br />

enim et nunc et primo inceperunt homines philosophari.)<br />

Auch besteht die eigentliche philosophische<br />

Anlage zunächst darin, daß man über das Gewöhnliche<br />

<strong>und</strong> Alltägliche sich zu verw<strong>und</strong>ern fähig<br />

ist, wodurch man eben veranlaßt wird, das Allgemeine<br />

der Erscheinung zu seinem Problem zu machen;<br />

während die Forscher in den Realwissenschaften sich<br />

nur über ausgesuchte <strong>und</strong> seltene Erscheinungen verw<strong>und</strong>ern,<br />

<strong>und</strong> ihr Problem bloß ist, diese auf bekanntere<br />

zurückzuführen. Je niedriger ein Mensch in intellektueller<br />

Hinsicht steht, desto weniger Räthselhaftes<br />

hat für ihn das Daseyn selbst: ihm scheint vielmehr<br />

sich Alles, wie es ist, <strong>und</strong> daß es sei, von selbst zu<br />

verstehn. <strong>Die</strong>s beruht darauf, daß sein Intellekt seiner<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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