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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63564 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 489<br />

Kunst, die edelsten Erzeugnisse des Genius, der<br />

stumpfen Majorität der Menschen ewig verschlossene<br />

Bücher bleiben müssen <strong>und</strong> ihr unzugänglich sind,<br />

durch eine weite Kluft von ihr getrennt, gleich wie der<br />

Umgang der Fürsten dem Pöbel unzugänglich ist.<br />

Zwar lassen auch die Plattesten die anerkannt großen<br />

Werke auf Auktorität gelten, um nämlich ihre eigene<br />

Schwäche nicht zu verrathen: doch bleiben sie im<br />

Stillen stets bereit, ihr Verdammungsurtheil darüber<br />

auszusprechen, sobald man sie hoffen läßt, daß sie es<br />

können, ohne sich bloß zu stellen, wo dann ihr lang<br />

verhaltener Haß gegen alles Große <strong>und</strong> Schöne, das<br />

sie nie ansprach <strong>und</strong> eben dadurch demüthigte, <strong>und</strong><br />

gegen die Urheber desselben, sich freudig Luft macht.<br />

Denn überhaupt um fremden Werth willig <strong>und</strong> frei anzuerkennen<br />

<strong>und</strong> gelten zu lassen, muß man eigenen<br />

haben. Hierauf gründet sich die Nothwendigkeit der<br />

Bescheidenheit bei allem Verdienst, wie auch der unverhältnißmäßig<br />

laute Ruhm dieser Tugend, welche<br />

allein, aus allen ihren Schwestern, von jedem der es<br />

wagt einen irgendwie ausgezeichneten Mann zu preisen,<br />

jedesmal seinem Lobe angehängt wird, um zu<br />

versöhnen <strong>und</strong> den Zorn der Werthlosigkeit zu stillen.<br />

Was ist denn Bescheidenheit Anderes, <strong>als</strong> geheuchelte<br />

Demuth, mittelst welcher man, in einer von niederträchtigem<br />

Neide strotzenden <strong>Welt</strong>, für Vorzüge <strong>und</strong><br />

Verdienste die Verzeihung Derer erbetteln will, die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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