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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65118 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2043<br />

endlich, durch ihre Monotonie, einen so großen<br />

Ueberdruß erzeugen, daß man, um ihrer nur entledigt<br />

zu seyn, lieber zu Nichts würde. Unsterblichkeit der<br />

Individualität verlangen, heißt eigentlich einen Irrthum<br />

ins Unendliche perpetuiren wollen. Denn im<br />

Gr<strong>und</strong>e ist doch jede Individualität nur ein specieller<br />

Irrthum, Fehltritt, etwas das besser nicht wäre, ja,<br />

wovon uns zurückzubringen der eigentliche Zweck<br />

des Lebens ist. <strong>Die</strong>s findet seine Bestätigung auch<br />

darin, daß die allermeisten, ja, eigentlich alle Menschen<br />

so beschaffen sind, daß sie nicht glücklich seyn<br />

könnten, in welche <strong>Welt</strong> auch immer sie versetzt werden<br />

möchten. In dem Maaße nämlich, <strong>als</strong> eine solche<br />

Noth <strong>und</strong> Beschwerde ausschlösse, würden sie der<br />

Langenweile anheimfallen, <strong>und</strong> in dem Maaße, <strong>als</strong><br />

dieser vorgebeugt wäre, würden sie in Noth, Plage<br />

<strong>und</strong> Leiden gerathen. Zu einem glücksäligen Zustande<br />

des Menschen wäre <strong>als</strong>o keineswegs hinreichend, daß<br />

man ihn in eine »bessere <strong>Welt</strong>« versetzte, sondern<br />

auch noch erfordert, daß mit ihm selbst eine Gr<strong>und</strong>veränderung<br />

vorgienge, <strong>als</strong>o daß er nicht mehr wäre<br />

was er ist, <strong>und</strong> dagegen würde was er nicht ist. Dazu<br />

aber muß er zuvörderst aufhören zu seyn was er ist:<br />

dieses Erforderniß erfüllt vorläufig der Tod, dessen<br />

moralische Nothwendigkeit sich von diesem Gesichtspunkt<br />

aus schon absehn läßt. In eine andere <strong>Welt</strong> versetzt<br />

werden, <strong>und</strong> sein ganzes Wesen verändern, – ist<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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